„Geschaffen wurde ein Klima der Angst vor dem sozialen Abstieg und der tiefen Verunsicherung“
Fast jeder dritte Bürger ab 16 Jahren leidet unter materieller Not. Dies entspricht dem damals relevanten Schwellenwert für Armutsgefährdung. Zusätzlich mussten mehrere Millionen Menschen aufgrund ihrer bescheidenen finanziellen Situation beim Essen sparen. Sie konnten sich höchstens alle zwei Tage eine ausgewogene Mahlzeit leisten.
“Fast 4,9 Millionen Personen mussten darüber hinaus wegen ihrer bescheiden materiellen Lage beim Essen sparen”
>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<
„Fast jeder dritte Bundesbürger im Alter ab 16 Jahren ist nach einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ von materieller Entbehrung betroffen. … Das waren 21,3 Millionen Menschen, schreibt das Blatt unter Berufung auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes. Der Geldbetrag entspricht dem seinerzeit statistisch maßgeblichen Schwellenwert bei der Armutsgefährdung in Deutschland. Er wird regelmäßig neu berechnet. Fast 4,9 Millionen Personen mussten darüber hinaus wegen ihrer bescheiden materiellen Lage beim Essen sparen. Sie konnten sich allenfalls nur jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten. 12,8 Millionen Bundesbürger sahen sich nicht in der Lage, einen einwöchigen Urlaub außerhalb ihres Zuhauses zu finanzieren. Das war fast jede fünfte Person im Alter ab 16 Jahren. Kommen mehrere Probleme dieser Art in einem Haushalt zusammen, sprechen die Statistiker von „erheblichen materiellen Entbehrungen“. „Armut ist in Deutschland kein Randphänomen, sondern zieht sich quer durch die Bevölkerung“, zitiert die Zeitung die Linken-Bundestagsabgeordnete… . Sie hatte die Daten angefordert. Die Bundesregierung müsse endlich ein umfassendes Konzept zur Armutsbekämpfung vorlegen, forderte die Sozialexpertin.“
“12,8 Millionen Bundesbürger sahen sich nicht in der Lage, einen einwöchigen Urlaub außerhalb ihres Zuhauses zu finanzieren”
Millionen Bürger waren nicht in der Lage, einen einwöchigen Urlaub außerhalb ihres Wohnortes zu finanzieren – das betraf fast jede fünfte Person über 16 Jahre alt. Armut ist in Deutschland weit verbreitet und betrifft die gesamte Bevölkerungsschichten durchziehend. Die Regierung wurde aufgefordert, endlich ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Armut vorzulegen. Diese Entwickelt spiegelt sich auch am Immobilienmarkt wider.
„Vor allem jüngere Menschen könnten oder wollten sich offenbar keine eigene Immobilie mehr leisten”
„Vor allem jüngere Menschen könnten oder wollten sich offenbar keine eigene Immobilie mehr leisten. Der Anteil der 30- bis unter 40-Jährigen mit einer selbst bewohnten eigenen Wohnung oder einem Haus sei von 2002 bis 2014 um zehn Prozentpunkte gesunken. Obwohl die jüngeren Haushalte immer mehr Immobilienvermögen erben, sinke die Eigentumsquote unter dem Strich immer weiter. „Steigende Ausbildungszeiten und der immer häufiger unter unsicheren Bedingungen erfolgende Einstieg in die Erwerbstätigkeit“, so erklären die Experten vom Pestel-Institut die Entwicklung. … „Wir schließen insbesondere beim Eigentumserwerb Menschen mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen immer mehr aus, und selbst für Durchschnittsverdiener wird die Luft langsam dünn.“ Aus Sicht des Verbände-Bündnisses ist das verheerend, da sich eine eigene Immobilie angesichts niedriger Zinsen und oft geringer Renteneinkünfte bestens für die Altersvorsorge eigne. „Eigentumsförderung hat auch einen sozialpolitischen Aspekt“, sagt Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbands IVD. „Wenn die gesetzliche Absicherung nicht zur Sicherung des Lebensstandards ausreicht und kapitalgedeckte Vorsorge nicht funktioniert, dann landet man automatisch beim Wohneigentum.“ Vom Staat fordert das Verbände-Bündnis deshalb, Wohneigentum stärker zu fördern, sei es durch die zügige Bereitstellung von Bauland, steuerliche Erleichterungen oder direkte Kapitalzuschüsse.“
“Obwohl die jüngeren Haushalte immer mehr Immobilienvermögen erben, sinke die Eigentumsquote unter dem Strich immer weiter”
Trotz des wachsenden Immobilienvermögens, das von jüngeren Haushalten geerbt wird, sinkt die Eigentumsquote kontinuierlich. Die Gründe hierfür liegen in steigenden Ausbildungszeiten, geringer sozialer Absicherung und dem zunehmend unsicheren Einstieg in die Erwerbstätigkeit. Der expandierende Niedriglohnsektor, restriktive Jobcenter-Praktiken und die sich verbreitende Altersarmut widerlegen dies täglich. Angst vor Abstieg macht sich unter Teilen der Mittelschicht breit – nicht verwunderlich angesichts ihres größeren Risikos aufgrund ihrer sozialen Position im Vergleich zur Unterschicht.
„Der expandierende Niedriglohnsektor, die rigide Jobcenter-Praxis und die sich ausbreitende Altersarmut strafen es tagtäglich Lügen”
„Der expandierende Niedriglohnsektor, die rigide Jobcenter-Praxis und die sich ausbreitende Altersarmut strafen es tagtäglich Lügen. Abstiegsangst erfasst Teile der Mittelschicht, was nicht überrascht, weil sie aufgrund ihrer sozialen Fallhöhe mehr zu verlieren hat als die Unterschicht. Da der Sozialstaat, einst das Paradestück des westdeutschen „Wirtschaftswunderlandes“, mit der „Agenda 2010“ von Bundeskanzler Gerhard Schröder und den Hartz-Gesetzen nicht bloß Einschnitte und zahlreiche Leistungskürzungen erfuhr, sondern auch einem tiefgreifenden Strukturwandel unterzogen wurde, hat die Zerklüftung der Gesellschaft stark zugenommen. Arm und Reich fallen deutlicher ins Auge, manche Großstädte regelrecht auseinander. Geschaffen wurde ein Klima der Angst vor dem sozialen Abstieg und der tiefen Verunsicherung… “
“Hartz-Gesetzen nicht bloß Einschnitte und zahlreiche Leistungskürzungen erfuhr, sondern auch einem tiefgreifenden Strukturwandel unterzogen wurde”
Die Frage, ob es ratsam ist, in Anbetracht des Rentensystems hierzulande eine eigene Immobilie zu besitzen, wirft Zweifel auf. Für viele Menschen bedeutet Rente gleichzeitig Hartz IV und somit Grundsicherung im Alter: Kapitalvermögen wie Immobilien werden voll angerechnet und müssen erst verkauft werden, bevor Zahlungen von der Rentenversicherung oder anderen Behörden erfolgen können. Zudem muss man sich den Kauf einer Immobilie leisten können: Neben den Kosten für Erwerb oder Bau fallen kontinuierlich Unterhaltskosten an und der Gesetzgeber erfindet ständig neue Gebühren, Abgaben oder Vorschriften, die alle – mit hohem Aufwand verbunden – einzuhalten sind. Ein weiterer Nachteil einer Immobilie liegt bereits im Begriff selbst: Sie ist immobil – also nicht beweglich. Im Falle von Arbeitslosigkeit gibt es seitens der Behörden Regelungen zur “Zumutbarkeit” neuer Beschäftigungsmöglichkeiten – wobei grundsätzlich alles zumutbar ist solange es nicht gegen bestehende Gesetze verstößt.