Die dunkle Seite des Urheberrechts
„Generation Urheber von ihren kreativen Ideen leben können“ – Mit solchen und ähnlichen Argumenten wird gerne das Urheberrecht begründet. Aber das ist ein gepflegter Mythos: Tatsächlich sind die meisten Kreativen leer ausgegangen oder wurden mit trivialen Beträgen abgespeist. Das Problem ist schon lange bekannt: Unternommen wird dagegen recht wenig. Dafür hat das Urheberrecht widerum ein gewisses rechtliches Eigenleben entwickelt.
Wie Konzerne und mächtige Verwertungsgesellschaften den Ton angeben
„Nintendo ließ gleich vier Videos aufgrund angeblicher Urheberrechtsverletzungen löschen. Der YouTuber MVG führte in einem Video vor, wie man mit einem Open Source Emulator N64 Games auf der Nintendo Switch starten kann.“
Wie gegen kreativen Urhebern über das Urheberrecht vorgegangen wird
Augenscheinlich dient das Urheberrecht nur als rechtlicher Vorwand: Um Videos zu löschen, die den Ansehen des Unternehmens schaden oder nicht in die aktuelle Firmenpolitik passen. Der kleine Filmemacher ist ebenso Urheber eines eigenständigen Werkes: Aber der ist nahezu Chancenlos gegen einen Weltkonzern. Und genau hier: Befindet sich das eigentliche Problem.
Modernes Urheberrecht: Wer wirklich an dem Ideen von Kreativen verdient
„Counter-Strike-Erfinder ging leer aus … beim Verlassen von Entwickler Valve, das ihn um die millionenschweren Früchte für seine Arbeit an der erfolgreichen Half-Life-Mod gebracht hat.“
„Counter-Strike-Erfinder ging leer aus“
„Spaghetti-Eis … Erfunden hat es der damals 17-jährige Dario Fontanella in der Eisdiele seines Vaters in Mannheim. Doch der Erfinder verdient keinen Cent am Namen seiner einzigartigen Kreation“
Spaghetti-Eis: „Erfinder verdient keinen Cent“
„… Computerspiele-Klassiker „Tetris“. Sein Spiel schaffte es durch den Eisernen Vorhang zu Weltruhm, doch während andere sich die Taschen vollmachten, ging der Erfinder fast leer aus.“
Computerspiele-Klassiker „Tetris“ : „Ging der Erfinder fast leer aus“
Die Liste an leer-ausgegangene Erfindern und Entwicklern, ließe sich nach Belieben verlängern. Zwar lässt sich für wenig Geld, ein Gebrauchsmuster anmelden. Aber diesen rechtlichen Schutz in der Praxis durchzusetzen: Das ist ein kaum durchzuführendes Unterfangen. Selbst Mittelständische Unternehmen kommen da an ihre Grenzen. Die lange Liste an leer-ausgegangene Erfindern und Entwicklern, lässt sich also recht einfach erklären. Das Problem ist offiziellen Stellen schon seit Jahrzehnten bekannt: Nur ändern tut sich hierbei recht wenig – oder eigentlich rein gar nichts. Deshalb sind die hochtrabende Rechtsauffassungen zu dem Thema auch sehr erstaunlich.
Eine lange Liste an leer-ausgegangene Erfindern und Entwicklern
„Der besondere Schutz der Familie im Grundgesetz bewahrt Eltern nicht davor, selbst belangt zu werden, wenn sie ihre volljährigen Kinder bei Urheberrechtsverletzungen im Internet decken. Es gebe zwar das Recht, Familienmitglieder nicht zu belasten, … Das schütze aber nicht vor den negativen Folgen im Gerichtsprozess. (Az. 1 BvR 2556/17) „
Warum Sippenhaft wieder Salonfähig wird
Sippenhaft rangiert also vor dem Schutz der Familie. Begründet wird die recht eigenwillige Entscheidung damit, dass das geistige Eigentum ebenfalls vom Grundgesetz geschützt ist. Normalerweise findet bei Konflikten innerhalb der Grundrechte eine Abwägung statt, aber beim Thema Urheberrecht sieht es (fast) immer ganz anders aus: Die Richter fallen regelmäßig vor der Urheberrechtslobby auf die Knie. Macht und Geld haben offensichtlich vor Gericht einen besseren Stand. Hinzu kommt: Das Urheberrecht leitet sich genauso wie der Datenschutz, aus den Allgemeinen Persönlichkeitsrecht her. Anders als das Urheberrecht, ist der Datenschutz vielerorts zum bedeutungslosen Papiertiger verkommen. Das Messen mit zweierlei Maß, beruht also auf einer langen Tradition.
Wenn Richter vor der Urheberrechtslobby auf die Knie fallen
„Die Verwertungsgesellschaft AKM betont in einer aktuellen Presseaussendung, dass die Urheberrechtsreform rund 300.000 Arbeitsplätze in Österreich sichern würde. … „Geistiges Eigentum ist die Schlüsselressource einer modernen Industrie- und Wissensgesellschaft“, sagt Gernot Graninger, Generaldirektor der AKM. „Wir sind absolut für die Freiheit des Internets – und müssen gleichzeitig sicherstellen, dass auch die nächste Generation Urheber von ihren kreativen Ideen leben können wird.“
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Mythen und Märchen: Das Kreative von ihren Ideen leben müssen.
Der weit verbreitete Mythos: Das Kreative von ihren Ideen leben müssen. Genau das, entpuppt sich beim genauen hinsehen als ausgewachsenes Märchen. Tatsächlich geht es mehr um die Profite von Verwertungsgesellschaften und übermächtigen Konzernen. Das Nintendo gegen Kreative – beispielsweise Filmemacher auf YouTube – vorgeht, ist nur – Eine – von sehr vielen Stilblüten. Offenkundig dient das Urheberrecht nur als juristischer Hebel, um Inhalte zu entfernen, die nicht so recht ins Unternehmenskonzept passen: Und die Messlatte hierfür sinkt stetig.