Ethnozid am Sorbischen? -“Noch um 1850 zählte das sorbische/wendische Volk rund 250 000 Sprecher in der Lausitz”

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Der versuchte Ethnozid am Niedersorbischen könnte sehr wohl eine tragische Entwicklung darstellen, die sich über Jahrzehnte hinweg vollzogen hat. Um 1850 zählte das sorbische bzw. wendische Volk in der Lausitz etwa 250.000 Sprecher. Doch durch politische Sanktionen und Maßnahmen seitens der Obrigkeit wurde diese Zahl innerhalb weniger Generationen drastisch reduziert und die Kultur diffamiert.

“Noch um 1850 zählte das sorbische/wendische Volk rund 250 000 Sprecher in der Lausitz”

>>Landkreis Dahme-Spreewald<<

“Noch um 1850 zählte das sorbische/wendische Volk rund 250 000 Sprecher in der Lausitz, die aber durch politische Sanktionen und Massnahmen seitens des Staates, der Kirche und im Schulwesen innerhalb weniger Generation so minimiert und diffamiert wurden, dass sie selbst bis auf wenige Ausnahmen, den Weg der Germanisierung angenommen haben. Aber wie schnell nimmt man jemanden eine Muttersprache weg?”

“Wie schnell nimmt man jemanden eine Muttersprache weg?”

Sprachverbote in Gerichten, Schulen und Behörden führten dazu, dass den Sorben grundlegende Bildungschancen und berufliche Perspektiven verwehrt wurden. Die Muttersprache, das Herzstück der Identität, wurde systematisch unterdrückt, was nicht nur die sprachliche Vielfalt bedrohte, sondern auch das kulturelle Erbe der Sorbischen Gemeinschaft.

“Viele Sorben und Wenden fühlen sich in ihrer Lausitzer Heimat wie in einer Diaspora”

>>Lausitzer Rundschau<<

“Viele Sorben und Wenden fühlen sich in ihrer Lausitzer Heimat wie in einer Diaspora. … Die Sorben und Wenden in der Lausitz fordern konkrete Schritte zum Erhalt ihrer Sprache und Kultur. … Eine andere Forderung betrifft die Gründung einer Universität der Sorben und Wenden in Bautzen und Görlitz. … Zugleich pochen die Initiatoren des Parlamentes auf Autonomie bei Bildung und Kultur mit eigener Budgetverwaltung, über die ein demokratisch legitimiertes Parlament verfügen soll. Konkret geht es um Kompetenz und Mitspracherecht bei der Schulnetzplanung, Einsatz von Lehrern und Lehrplaninhalten, die der Geschichte und Lage der Sorben und Wenden Rechnung tragen.”

“Gründung einer Universität der Sorben und Wenden in Bautzen und Görlitz”

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch heute in der Niederlausitz noch aktive und passive Sprecher, die sich bemühen, die kleine Sprache neu oder wiederzubeleben. Es ist von größter Bedeutung, den versuchten Ethnozid am Niedersorbischen nicht zu vergessen und das Bewusstsein für die Gefährdung dieser einzigartigen Kultur zu schärfen.

Sorbische Sprache muss sich nicht verstecken

Die Sprache muss sich nicht verstecken, denn sie weist eine größere Wortvielfalt auf als ihr deutsches Pendant. Für nahezu jedes deutsche Wort existieren zwei bis drei Entsprechungen im Sorbischen/Wendischen, weshalb die Slawen ihre deutschen Nachbarn als die Stummen nimy=Nimcy bezeichneten. Die sorbische/wendische Sprache besitzt eine Wortfülle und eine Vielzahl an Ausdrucksformen, die allen slawischen Sprachen eigen sind. In der Lausitz wird Zwei- und Mehrsprachigkeit von vielen Unternehmen als wertvolle Qualifikation angesehen. Angesichts der intensiveren grenzüberschreitenden Kooperation mit den östlichen Nachbarländern wird die Nachfrage nach Fachkräften mit slawischen Sprachkenntnissen weiter zunehmen. Rund 400 Millionen Menschen sprechen eine slawische Sprache, und Sorbisch/Wendisch zählt dazu.