Ernährung & Landwirtschaft – “Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt”
“So verhängnisvollen traditionellen Obrigkeitsstaat in Deutschland auf Kosten unserer Demokratie” – “Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt und einer außenpolitisch verstandenen Staatsräson den fast bedingungslosen Vorrang vor innerer Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zuerkennt”
“Obrigkeitsstaat” – “Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt”
Diese – aus heutiger Sicht – fast schon revolutionären Schriften hat der Politologe Karl-Dietrich Bracher nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verfasst. Zu dieser Zeit war es noch sehr sichtbar gewesen: Wohin am Ende der bedingungslose Gehorsam im Obrigkeitsstaat führt. Heutzutage sind diese Tendenzen quasi überall greifbar. Besonders bei Saatgut, Kenntnisse bei traditioneller Landwirtschaft und sogar bei Nahrungsergänzungsmittel treten sie offen hervor. Selbst Saatguttauschbörsen sind schon am Rande der Illegalität angekommen.
“Saatguttauschbörse auf dem Bauernhof Ladusch”
“Saatguttauschbörse auf dem Bauernhof Ladusch – Die Besucher können Sämereien mitbringen und tauschen. Die Börse findet auf nicht kommerzieller Basis statt. … So werden die kleinen, wohlschmeckenden Wildtomaten genauso dabei sein wie die Wilde Malve und der Heilziest.”
“Saatguttauschbörse” – “Wohlschmeckenden Wildtomaten genauso dabei sein wie die Wilde Malve und der Heilziest”
Der Normalbürger wird bei solchen Zeilen eher gelangweilt mit dem Schultern zucken. – Aber weit gefehlt. Es sind ungefähr 15.000 Tomatensorten bekannt und davon sind nicht mal 50 offiziell zugelassen.
“Saatgutverkehrsgesetz” – “Handel mit alten Sorten ist verboten!”
“Handel mit alten Sorten ist verboten! … Ein aus dem Jahr 1930 stammendes Gesetz, das Saatgutverkehrsgesetz, soll uns schützen. Schlechtes Obst und Gemüse möchte man dem Verbraucher nicht zumuten. Aus diesem Grund darf lediglich zugelassenes Saatgut vertrieben oder auch verschenkt werden. … Will man tatsächlich den Verbraucher schützen oder werden hier nicht vielmehr Interessen geschützt? Wer profitiert wohl am meisten davon, dass alte Sorten nicht in den Handel kommen? Ich glaube nicht, dass der Verbraucher sich gegen eine größere geschmackliche Vielfalt stellen würde.”
Ungefähr 15.000 Tomatensorten bekannt und nicht mal ein Prozent offiziell zugelassen
Die “richtige” Tomatensorte ist also keine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern amtlich im Saatgutverkehrsgesetz geregelt. Auch die Brennnessel hat längst ihre Unschuld verloren.
“Im Garten hilft die Brennnessel als Jauche zur Schädlingsbekämpfung und Dünger”
“Unsere Brennnessel ist dagegen harmlos, sogar wertvoll, weil sie vielfältig für Speisen, Tees oder Tabakersatz verwendet werden kann. Die Brennnessel enthält neben Eisen viel Eiweiß und sieben Mal mehr Vitamin C als eine Orange. Ihre antioxidativen Eigenschaften und entzündungshemmenden Phenolbestandteile machen sie nicht nur in der Küche für Gerichte, sondern auch als Viehfutter wertvoll. Im Garten hilft die Brennnessel als Jauche zur Schädlingsbekämpfung und Dünger. … Sehr wahrscheinlich auf deren Druck wurde in Frankreich 2002 die Brennnesseljauche und 2006 die Weitergabe von Kenntnissen darüber verboten.”
“Frankreich 2002 die Brennnesseljauche und 2006 die Weitergabe von Kenntnissen darüber verboten”
Frankreich mag weit weg sein, aber die allgemeine Marschrichtung wird sehr deutlich sichtbar. Es ist eine Mischung aus horrenden Strafen und Kontrollen bis tief ins Private hinein. Längst fühlt sich der Obrigkeitsstaat alter Schule in der aktuellen Zeit zu Höherem berufen. Die Ernährung ist keine private Angelegenheit mehr, sondern die Rufe nach Regulierungen sind unüberhörbar geworden.
“Klartext Nahrungsergänzung” – “Marktsituation zu verbessern”
>>Klartext Nahrungsergänzung<<
“Über “Klartext Nahrungsergänzung” – Die Verbraucherzentralen liefern mit den Internetseiten “Klartext-Nahrungsergaenzung.de” Verbraucher:innen und Multiplikator:innen eine unabhängige, interaktive Informationsplattform mit dem Ziel, mehr Transparenz sowie Risikobewusstsein für Nahrungsergänzungsmittel zu schaffen und die Marktsituation zu verbessern.”
“Obrigkeitsstaat” – “Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt”
Angesichts dieser Zeilen hat scheinbar die allgemeine Handlungsfreiheit des Grundgesetzes ihre Gültigkeit verloren. Und wohin die Reise gehen soll: Das wird an anderer Stelle deutlich.
“Es sei inakzeptabel, dass die Politik diesen Milliarden-Markt nicht regele”
“Die Verbraucherzentrale forderte die Bundesregierung auf, Verbraucherinnen und Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen und den Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln strenger zu regulieren. Es sei inakzeptabel, dass die Politik diesen Milliarden-Markt nicht regele und vor Irreführung und gesundheitlichen Risiken schütze.”
“Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln strenger zu regulieren”
Im Gegensatz zur Eigenbeschreibung sind die Verbraucherzentrale an die Finanzierung des Staates gebunden. Also mit der viel beschworenen Unabhängigkeit ist es nicht weit her. Natürlich kann sich jeder über Saatguttauschbörsen, Brennnesseljauche, und Nahrungsergänzungsmittel seine eigene Meinung bilden. Am Ende geht es mehr um die Frage: Wozu muss sich der Staat hier überhaupt einmischen?
Die feinen Tentakel der Verbraucherzentralen reichen bis weit in jeden Lebensbereich hinein
>>Bundesministerium der Justiz<<
“Als Verbraucherin oder Verbraucher haben Sie viele Rechte, die sie vor Benachteiligungen am Markt schützen sollen – die sogenannten Verbraucherschutzrechte. Doch häufig ist das Auffinden der richtigen Regelung schwer: Welches Recht hilft Ihnen beispielsweise dabei, Ihre Bankgebühren zu überprüfen? Oder was können Sie gegen unerwünschte Werbung tun?”
“Ihre Bankgebühren zu überprüfen? Oder was können Sie gegen unerwünschte Werbung tun?”
Alleine die feinen Tentakel der Verbraucherzentralen reichen bis weit in jeden Lebensbereich hinein. Jede Menge an Steuergeld wird demnach für Regulierungen, Kontrollen und irgendwelche Tests ausgegeben. Nur die öffentliche Verwaltung bleibt hiervon weitestgehend unberücksichtigt. Es ist also mehr als offensichtlicher, dass die Vertreter einer ganz bestimmten Staatsideologie die Oberhand gewonnen haben. Auch wenn sie die Begrifflichkeit des “Obrigkeitsstaates” selbst meist weit von sich weisen oder verständnislos darauf reagieren.
“Obrigkeitsstaat” – “Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt”
>>Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert von Ulrich Herbert (Buch) <<
“Für Adenauer und seine Umgebung war diese Entwicklung schwer verständlich, weil sie mit ihrem überkommenen Bild des Verhältnisses von Staat, Regierung und Gesellschaft kollidierte. Der Freiburger Historiker Gerhard Ritter, ein Nationalkonservativer alter Schule, sprang dem Kanzler bei und beharrte auf dem Primat des Staates vor der Gesellschaft: … » Ihm antwortete der dreißig Jahre jüngere Bonner Politologe Karl-Dietrich Bracher, der Ritters Einlassungen als Versuch kritisierte, den «so verhängnisvollen traditionellen Obrigkeitsstaat in Deutschland auf Kosten unserer Demokratie» zu rechtfertigen, sowie als «Kennzeichen einer Staatsideologie, die Politik nur von oben nach unten gelten lässt und einer außenpolitisch verstandenen Staatsräson den fast bedingungslosen Vorrang vor innerer Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zuerkennt».. Brachers Position fand in der Öffentlichkeit, sogar in konservativen Blättern, breite Unterstützung. Hier hatte sich in den vorangegangenen Jahren offenbar, von der Regierung weitgehend unbemerkt oder außer Acht gelassen, im Verhältnis von Staat und Gesellschaft, von Regierung und Öffentlichkeit eine Veränderung vollzogen.”
“Obrigkeitsstaat” – “Beharrte auf dem Primat des Staates vor der Gesellschaft”
Das Saatgutverkehrsgesetz wurde im Jahr 1930 erlassen, aber die zugrundeliegende Diskusion reicht viel weiter zurück. Diese Art der allumfassenden Bürokratie ist nur ein privates Ärgernis für Hobbygärter oder gesundheitsbewusste Menschen, sondern mit solchen Regelungen muss sich Landwirte in ihrer täglichen Praxis herumschlagen.