“Ein Glasfaserkabel kann aufgetrennt werden und ein Mitlesegerät eingesetzt werden”

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Der größte Teil der globalen Datenübertragung erfolgt heutzutage über Glasfasernetze, da die Satellitenkommunikation zu langsam ist und die verfügbare Bandbreite nicht ausreicht. Insbesondere seit den 1990er Jahren haben die Regierungen die Kontrolle über die Unterseekabel verstärkt. Daher stellt sich die Frage, wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk in solchen Angelegenheiten informiert?

Wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk in solchen Angelegenheiten informiert?

>>Staatsfunk “ZDF” <<

“Chinesisches Schiff zerstörte wohl Gasleitung – Ein chinesisches Frachtschiff soll eine Ostsee-Pipeline zerstört haben. Unfall oder Absicht? Was ist über den Fall bekannt – und welche Verbindungen hat das Schiff nach Russland?”

Warum der gesamte Text lediglich eine verschwurbelte Ansammlung von Annahmen ist

Der gesamte Artikel stellt eine verschwurbelte Zusammenstellung von Vermutungen und Halbwahrheiten dar, ohne dass Hintergründe erläutert oder konkrete Fakten genannt werden. Insgesamt ist dies wohl eher als Beispiel für eine übergeordneten Kampagne im öffentlichen Rundfunk zu betrachten, in der plötzlich gefühlt im Minutentakt über irgendeine defekte Gasleitung oder ein Kabel berichtet wird. Tatsächlich existiert unterhalb der Wasseroberfläche eine Vielzahl von Datenleitungen, Stromkabeln und Pipelines für Gas oder Erdöl. Diese werden ebenfalls relativ häufig beschädigt, ohne dass dies größere Aufmerksamkeit erregt.

“Dass ein Kabel beschädigt wird, ist nicht selten” -” Schiffsanker in der Nähe der Küste können sie zerreißen, auch Fische sind eine Gefahr”

>>Süddeutsche Zeitung<<

“Dass ein Kabel beschädigt wird, ist nicht selten. Schiffsanker in der Nähe der Küste können sie zerreißen, auch Fische sind eine Gefahr. Google schützt seine Datenkabel mit speziellem Kunststoff vor Hai-Bissen. Die Folgen eines gekappten Kabels: Der Datenverkehr muss so lange per Software auf andere Kabel umgeleitet werden. Das führt zu längeren Antwortzeiten, im Extremfall zum teilweisen Ausfall des Internets in bestimmten Regionen.”

“Dass ein Kabel beschädigt wird, ist nicht selten” -” Im Extremfall zum teilweisen Ausfall des Internets in bestimmten Regionen”

Es existieren zweifellos zusätzliche Ursachen, die dazu führen können, dass Unterseeleitungen auf dem Grund des Meeres beschädigt werden. Obwohl es auch unnatürliche Ereignisse gibt, die im Öffentlich-Rechtliche Rundfunk nur sporadisch oder im Verborgenen angesprochen werden. Besonders die Glasfaserkabel sind anfällig für Überwachung.

Weshalb Staaten “keine selbstlosen Bewahrer der Tiefseekabel” sind?

>>Süddeutsche Zeitung<<

“Im Pentagon befürchtet man der New York Times zufolge, dass Russland es auf genau solche schwer zugänglichen Kabelstellen abgesehen habe. Die USA schlagen Alarm, aber sie sind keine selbstlosen Bewahrer der Tiefseekabel. Dokumente des NSA-Whistleblowers Edward Snowden haben enthüllt, dass US-Geheimdienste Kabel für Informationen angezapft und dafür eigens ein U-Boot umgerüstet haben.”

Kabel unter der Wasseroberfläche: Der stille Geheimdienstkrieg am Grund des Meeres

Es sind weder geheime Informationen, noch handelt es sich um neue Erkenntnisse. Da die Kabel unter der Wasseroberfläche verlegt sind, kann dort über einen längeren Zeitraum hinweg ungestört gearbeitet werden. Denn Glasfaserkabel sind bei weitem nicht so sicher, wie häufig angenommen wird.

“Ein Glasfaserkabel kann aufgetrennt werden und ein Mitlesegerät eingesetzt werden”

>>Welt<<

“Ein Glasfaserkabel kann aufgetrennt werden und ein Mitlesegerät eingesetzt werden. Merkwürdig klingt Variante zwei: Dabei wird die Leitung geknickt, ein Teil des Lichts trifft auf den Kabelrand und kann von außen per Verstärker in Informationen umgewandelt werden. Bei einer dritten Methode fasst man das Kabel erst gar nicht an, sondern nutzt aus, dass ein kleiner Anteil des Lichts aus jeder Leitung herausstrahlt. Per Verstärker lässt sich darauf von außen zugreifen.”

“Glasfaserkabel” – “Per Verstärker lässt sich darauf von außen zugreifen”

An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass die nationalen Sicherheitsorgane durchaus informiert sind. Oft sind sogar die Unterwasserfahrzeuge bekannt, die in diesem Zusammenhang eingesetzt werden.

“Die 138 Meter lange “Jimmy Carter” ist für Spezialoperationen ausgerüstet”

>>Spiegel<<

“Die 138 Meter lange “Jimmy Carter” ist für Spezialoperationen ausgerüstet und nach Einschätzung von Geheimdienstexperten in der Lage, Unterwasserkabel anzuzapfen. … Sie verfügt über eine sogenannte Multi-Missions-Plattform, die wie ein Unterwasser-Hangar funktioniert. Von dort aus können Mini-U-Boote und Kampftaucher ins Wasser gelassen werden. 50 Spezialkräfte, etwa Navy Seals, kann das Atom-U-Boot aufnehmen. … Seit die “Jimmy Carter” vom Stapel lief, haben US-Medien mehrfach darüber spekuliert, dass das Schiff Glasfaserkabel zwischen den Kontinenten anzapfen könnte.”

“Sie verfügt über eine sogenannte Multi-Missions-Plattform, die wie ein Unterwasser-Hangar funktioniert”

Trotz dieser Erkenntnislage ist es nüchtern festzustellen, dass die einheimischen Behörden nur sehr wenig dagegen unternehmen. Denn Glasfaserkabel können lediglich an bestimmten Punkten angezapft werden. Das Lichtsignal in Glasfaserkabeln kann nur eine begrenzte Distanz zurücklegen, bevor es verstärkt werden muss, und gerade an diesen Glasfaserverstärkern dürften die Überwachungseinrichtungen relativ leicht zu lokalisieren sein. Die Art und Weise, wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk berichtet, sagt vermutlich weniger über die Beziehung zu anderen Ländern aus, dafür jedoch umso mehr über das Verhältnis zur eigenen Bevölkerung.

“Die Privatsphäre »unterliegt automatisch einer Art Staatsvorbehalt« und wird dadurch fundamental eingeschränkt”

>>Überwachtes Netz: Edward Snowden und der größte Überwachungsskandal der Geschichte – Markus Beckedahl (Buch) <<

“Die flächendeckende Überwachung der Internetkommunikation verändert das Verhältnis von Staat und Gesellschaft nachhaltig. Überwachung verändert menschliches Verhalten, untergräbt kritische Auseinandersetzungen (und somit das Wesen der Demokratie) und hebelt die Unschuldsvermutung aus. Die Privatsphäre »unterliegt automatisch einer Art Staatsvorbehalt« und wird dadurch fundamental eingeschränkt. Staatliche Aktivität findet dagegen zunehmend im Geheimen statt. Demokratische Kontrolle wäre gerade bei geheimen staatlichen Prozessen notwendig, findet aber in den von Snowden aufgedeckten Fällen kaum statt. Die FISA Gerichte in den USA haben keine nennenswerte Kontrollfunktion ausgeübt und stellten sich eher als pseudodemokratisches Feigenblatt dar, und in Grossbritannien behaupten selbst Mitglieder der relevanten parlamentarischen Kontrollgremien, nichts von PRISM und Tempora gewusst zu haben. Aus demokratischen Prozessen und Institutionen werden so geheime Parallelwelten, was für die Zukunft demokratischer Staaten noch weit tiefergehende Folgen haben kann als die eigentliche Überwachung.”

“Aus demokratischen Prozessen und Institutionen werden so geheime Parallelwelten”

Es könnte manchmal sinnvoll sein, sich bei den parlamentarischen Kontrollgremien die Frage zu stellen: Wer genau hat hier die Kontrolle über welche Partei? In der Regel erhalten die Mitglieder lediglich einen Teil der Wahrheit, und wie sehr dieser Teil tatsächlich der Realität entspricht, ist eine ganz andere Fragestellung. Zudem haben kritische Abgeordnete in diesen Gremien ohnehin meist eine kurze Lebensdauer, bevor sie über irgendeine Affäre stolpern.