Die Münzverschlechtung im Römischen Reich
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Das Ende des Römischen Reiches setzte schleichend ein. Um das Jahr 100 n. Chr. erreichte das Römische Reich unter Kaiser Trajan seinen Höhepunkt und seine maximale Ausdehnung. Die römische Elite begann, sich auf vergangenen Erfolgen auszuruhen und über ihre Verhältnisse zu leben. In diesem Zusammenhang war ein umfangreicher und kostspieliger Militärapparat erforderlich, um einerseits die Exzesse im Inland zu finanzieren und andererseits die Provinzen zu kontrollieren sowie nach außen zu verteidigen. Der Römische Staat wurde durch Steuereinnahmen und neue Eroberungen finanziert.
Die jährlichen Kosten für das Militär beliefen sich in Friedenszeiten auf etwa 120 Millionen Denare; in Kriegszeiten stiegen die Ausgaben erheblich an. Darüber hinaus fielen etwa 20 Millionen Denare für Verwaltungskosten sowie 15 Millionen Denare für Subventionen, Infrastrukturprojekte und Brot und Spiele an. Insgesamt lagen die Ausgaben bei 150 Millionen Denaren. Der durchschnittliche Jahreslohn betrug 200 bis 250 Denare. In guten Zeiten war es relativ einfach, den Staatshaushalt zu finanzieren. In Krisenzeiten traten jedoch zunehmend Probleme auf. Finanzielle Engpässe wurden häufig durch einmalige Steuererhöhungen, Sondersteuern oder den Verkauf von Staatsvermögen überbrückt, aber auch durch die Aufnahme von Schulden. Kaiser Nero war der Meister der Schuldenaufnahme. Sein extravagantes Leben erforderte immense finanzielle Mittel. Um seine Ausgaben zu decken, erhöhte er die Steuern, beschlagnahmte das Vermögen wohlhabender Bürger und verschuldete sich stark bei Bankiers und Adligen. Letztendlich sah sich Nero gezwungen, Münzen abzuwerten und Schulden zu erlassen, um seine finanzielle Lage zu stabilisieren. Während in den frühen Tagen Roms individuelle Freiheit und Unternehmergeist die Gesellschaft prägten und jeder vor allem für sich selbst verantwortlich war, übernahm im Laufe der Jahre immer mehr der Staat die Kontrolle.
Um ihre Macht zu sichern, kauften sich viele römische Kaiser mit einem ausufernden Wohlfahrtsstaat die Zustimmung der Bevölkerung. Die sogenannte spätrömische Dekadenz hielt zunehmend Einzug in Rom. Während zu Beginn des Römischen Reiches Tugenden wie Fleiß und Arbeitsamkeit vorherrschten, lebten die Bürger später von den Errungenschaften ihrer Vorfahren und hielten ihren Lebensstandard hauptsächlich durch staatliche Umverteilung statt durch eigene Anstrengungen aufrecht. Es ist bekannt, dass Staaten nur das umverteilen können, was bereits an Wohlstand vorhanden ist; Wohlstand kann nicht aus dem Nichts geschaffen werden. Im Laufe der Zeit wurde der Staat für viele römische Bürger zur Hauptquelle des Einkommens. Immer höhere Steuern, eine aufgeblähte Bürokratie und zahlreiche Vorschriften führten zu einem stetig schwächer werdenden Wirtschaftswachstum. Dies verstärkte die staatliche Kontrolle und minderte die individuelle Freiheit. Die Bürger Roms akzeptierten diese Entwicklungen jedoch mehr oder weniger, schließlich beißt man nicht die Hand, die einen nährt. Dadurch geriet der Staatshaushalt jedoch in Schieflage, was dazu führte, dass auch Rom vom Fluch aller Wohlfahrtsstaaten heimgesucht wurde: der Inflation. Im Laufe der Jahre entwickelten die römischen Kaiser eine geniale Maßnahme, die wir heute als Geldausweitung bezeichnen würden – umgangssprachlich auch als „Gelddrucken“ bekannt – was keine moderne Erfindung ist. Bereits im antiken Rom versuchte der Staatsapparat, seine Probleme durch Gelddrucken zu lösen.
Und damals wie heute war dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Im Gegensatz zu heutigen Machthabern hatten römische Kaiser jedoch ein großes Problem: Papiergeld wurde erst 1000 Jahre später erfunden, und auch die Druckerpresse war den alten Römern unbekannt. Im antiken Rom wurde die Prägung und Wertigkeit von Münzen durch den Staat überwacht. Dazu wurde der Silbergehalt der Münzen kontinuierlich verringert, bis sie nur noch mit einer dünnen Schicht Silber überzogen waren. Solange die Regierung finanzpolitische Verantwortung übernahm – was in der längsten Zeit des Römischen Reiches der Fall war – funktionierte dieses System gut. als jedoch Korruption und spätrömische Dekadenz überhandnahmen, bot das System den Herrschenden Möglichkeiten zur eigenen Bereicherung.