DDR-Zeiten: „Die Führung der „Domowina“ besaß keinerlei Ansehen bei der sorbischen Bevölkerung“
Heutzutage scheint es Mode geworden zu sein, die Sorbenfeindlichkeit alleine auf die Zeit des Nationalsozialismus zu beschränken. Natürlich will niemand die NS-Herrschaft beschönigen: Jedoch fand die Verfolgung der Sorben keineswegs gleichzeitig mit dem Ende des NS-Staates ihr selbiges Ende wieder.
Domowina: „Erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED“
Die Domowina: „erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED“ – Das alles fand mit fatalen Folgen für das Sorbische Volk statt: Denn bereits zu Zeiten des Nationalsozialismus ist die Zahl der Sorben auf 110.000 zurückgegangen. Schon im Jahr 1956 gaben noch 81.000 Lausitzer ein Bekenntnis zum Sorbischen Volk ab. Im letzten Jahr der DDR ist die Zahl wiederum auf ungefähr die Hälfte geschrumpft.
„In alter Tradition: Sorbenfeindlichkeit“
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„In alter Tradition: Sorbenfeindlichkeit – Im Nationalsozialismus wurde versucht die sorbische Minderheit zu „germanisieren“. Sorben mussten ihre traditionellen Namen aufgeben und wurden zum Deutschsprechen verpflichtet. Es wurde versucht aus den Sorben eine Art vergessener Germanen-Stamm zu machen.“
„Es wurde versucht aus den Sorben eine Art vergessener Germanen-Stamm zu machen“
Eigentlich lässt sich die Sorbenfeindlichkeit bis zu den mittelalterlichen Wendenkreuzzügen zurück verfolgen. Zudem hat die staatliche Verfolgung der Sorben mit dem Ende der NS-Herrschaft keinesfalls ihr selbiges gefunden, sondern wurde unter neuen Machthabern beinahe nahtlos fortgeführt.
„Überwachung der sorbischen Bevölkerung und ihrer Organisationsformen“
„Überwachung der sorbischen Bevölkerung und ihrer Organisationsformen (u. a. Domowina, Deutsch-Sorbisches Volkstheater, sorbische Studenten, Hochschulverband „Jan Skala“) … „
Praktisch jede offizielle sorbische DDR-Einrichtung waren mit SED-Vertretern von Stasi-Spitzeln durchsetzt
Praktisch jede offizielle sorbische DDR-Einrichtung war mit SED-Vertretern von Stasi-Spitzeln durchsetzt: Allerdings war dies – mehr oder weniger – allgemein bekannt. Es ist deshalb auch kaum verwunderlich: Warum viele Sorben solche Einrichtungen gemieden haben. Außerdem fand – nach der Wiedervereinigung – kein echter Wechsel der Eliten in jenen Einrichtungen statt.
„Im Sorbischen hat es nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 – anders als im Rest der DDR – keinen Elitenwechsel gegeben“
„Im Sorbischen hat es nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 – anders als im Rest der DDR – keinen Elitenwechsel gegeben. In den meisten sorbischen Institutionen, wie zum Beispiel dem Sorbischen Institut, ist stattdessen eine personelle Kontinuität zu verzeichnen. Diese Personen haben alles getan, um sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen, getreu dem Motto: Wir haben zwar in der SED-Diktatur gelebt, aber waren kein Teil von ihr.“
„In den meisten sorbischen Institutionen, wie zum Beispiel dem Sorbischen Institut, ist stattdessen eine personelle Kontinuität zu verzeichnen“
Bis heute scheint die geschichtliche Aufarbeitung der Stasi-Tätigkeiten in offiziellen Sorbischen Instituten unerwünscht zu sein. Sicherlich dürfte es wohl kaum Grundlos geschehen sein: Denn Verbände wie die „Domowina“ haben sich erfolgreich über die Zeitenwende im Jahre 1990 retten können, obwohl ihre eigene Geschichte reichlich bizarr anmutet.
Domowina – „Treuer Gehilfe der SED“ – „Vorsitzende Pawoł Nedo waren der KPD bereits 1945 beigetreten“
„Die „Domowina“ (sorbischer Name für Heimat), der Dachverband sorbischer Vereine und Vereinigungen, erwies sich bereits ab 1946 als treuer Gehilfe der SED. Führende Mitglieder, wie der Vorsitzende Pawoł Nedo waren der KPD bereits 1945 beigetreten. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die gesamte sorbische Lebenswelt in den Dienst der sozialistischen Gesellschaft zu stellen. Wahrung und Schutz der sorbischen Kultur wurden als Separatismus und Nationalismus diskreditiert. … Die Führung der „Domowina“ besaß keinerlei Ansehen bei der sorbischen Bevölkerung.“
„Die Führung der „Domowina“ besaß keinerlei Ansehen bei der sorbischen Bevölkerung“
Weder hat die Domowina ein echtes Interesse daran – ihre eigene Geschichte – aufzuarbeiten, noch will sie kritische Distanz zu aktuellen staatlichen Stellen wahren: Dennoch übt die Domowina einen alleinigen Vertretungsanspruch für alle Sorben aus.
„Wahrung und Schutz der sorbischen Kultur wurden als Separatismus und Nationalismus diskreditiert“
„Die DOMOWINA – Bund Lausitzer Sorben ist die gesetzlich anerkannte Interessenvertretung des sorbischen Volkes.“
„Domowina … ist die gesetzlich anerkannte Interessenvertretung des sorbischen Volkes“
Das alles mutet zumindest doch sehr Befremdlich an: Schließlich stellt die Domowina kein Parlament und noch nicht mal eine öffentliche Körperschaft dar, sondern sie agiert – per Vereinssatzung – heraus. Theoretisch könnte sie also nur für ihre Vereinsmitglieder sprechen, aber keinesfalls jeder Sorbe gehört auch der Domowina an.