Nadelöhr: Der Burkauer Berg als gefährlicher Unfallschwerpunkt
Vollsperrung am Burkauer Berg. – An solchen Meldungen herrschen keine Mangelware. Eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in der Lausitz wird regelmäßig gesperrt oder es kommt zu erheblichen Behinderungen. Ein Unfallschwerpunkt – der allerdings – nach offizieller Lesart – keiner sein darf: Denn wenn es ums Geld geht, rückt das vermeintlich allseits beherrschende Thema „Verkehrssicherheit“ plötzlich in dem Hintergrund.
Burkauer Berg als Unfallschwerpunkt
>>Sächsisches Staatsministerium des Innern<<
„In der Nacht zu Donnerstag gab es auf der BAB 4 erhebliche Verkehrsbehinderungen. Am Burkauer Berg kam nach starkem Schneefall der Schwerverkehr zum Erliegen. Auf Grund fehlender Winterreifen konnten einige Lkw den Berg nicht bezwingen. Auch der Räumungsdienst hatte bei winterglatter Fahrbahn Schwierigkeiten hinauf zu kommen. Ein kilometerlanger Rückstau war das Ergebnis. In Richtung Dresden musste die Autobahn zeitweise vollständig gesperrt werden. Der Fahrverkehr wurde im Anfahrtsbereich schließlich angehalten, um eine Beräumung zu gewährleisten.“
Wenn der der Räumungsdienst mit Sommerreifen unterwegs sein soll
Nun dass der Räumungsdienst auch mit Sommerreifen unterwegs sei: Das kann wohl getrost bezweifelt werden. Vielmehr dürfte die verkehrstechnische Misere an dem Autobahnabschnitt selbst – insbesondere mit den unberechenbaren steilen Gefälle – liegen.
„Lkw-Fahrer hofft – Dass er noch raufkommt auf den Berg“
„Es ist einfach nur eine Kopfsache, sagt Martin Hottinger: Ein Lkw-Fahrer hofft, dass er noch raufkommt auf den Berg. Er gibt Gas, bis die Räder an dem langen Anstieg irgendwann durchdrehen. In dem Moment ist Schluss. Der nachfolgende Lkw-Fahrer erkennt das Problem. Er hofft, dass er es besser macht, und zieht noch rüber auf die Überholspur. Bis auch sein Laster nicht mehr weiterkommt. Und wenn es dann auch noch der Dritte versucht, sind alle drei Fahrspuren dicht. Martin Hottinger zieht die Stirn in Falten: „So ist es immer am Burkauer Berg“, sagt der Leiter des Bautzener Autobahnpolizeireviers. Und so war es auch wieder regelmäßig in den vergangenen Nächten. Gleich mehrmals verursachten die liegen gebliebenen Laster in beiden Fahrtrichtungen teils stundenlange Staus. Die Polizei musste die Fahrbahn in Richtung Dresden zwischen Burkau und Ohorn sogar kurzzeitig lang komplett sperren. Auch in der Gegenrichtung gab es lange Staus. Zum Teil blockierten die Laster die Autobahn derart, dass auch für den Winterdienst kein Durchkommen war.“
„Bis auch sein Laster nicht mehr weiterkommt“
„Auf der Autobahn 4 bei Burkau hat es am Freitag Nachmittag einen Unfall gegeben. Während eines Regenschauers war ein Mercedes am Burkauer Berg in Richtung Dresden nach rechts von der Autobahn abgekommen. Der Wagen schoss über die Schutzplanke in eine Böschung und von dort aus wieder zurück zur Schutzplanke. Das Auto landete schließlich auf der Begrenzung und blieb dort stehen.“
„Während eines Regenschauers war ein Mercedes am Burkauer Berg in Richtung Dresden nach rechts von der Autobahn abgekommen“
Interessant ist jedoch die Tatsache: Unweit jener berüchtigten Stelle existiert eine sogenannte „Grünbrücke“ – die ausschließlich für Wildtiere gebaut wurde. Die selbe Autobahn 4 etwas weiter Richtung polnische Grenze gefahren, dann kommt man irgendwann in den drei Kilometer langen Tunnel durch die Königshainer Berge, welcher ebenfalls überwiegend aus Natur- und Landschaftsgründen seiner Zeit errichtet wurde. Sofern der Umweltgedanke im Spiel ist: Spielt das Aufwand-Nutzen-Verhältnis offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle.
Tunnel für Tier – Aber nicht für Verkehrssicherheit
„Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und wie sich der Burkauer Berg wintersicherer machen lässt, sagt Hottinger, beispielsweise über den Bau einer stationären Feuchtsalzanlage. Bisher wurden solche Vorschläge aber immer wieder verworfen, weil Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stünden. „Wir können nur immer wieder an die Vernunft der Fahrer appellieren“, sagt der Revierleiter. „Nicht nur an die der Lkw-Lenker“.
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Burkauer Berg: Besonders für Ortsunkundigen wird er zum Verhängnis
Einerseits, weist der Burkauer Berg eine ungewöhnliche Steigung – plus Kurve – auf. Anderseits, kann an dieser topographisch ungünstigen Stelle recht schnell Raifeis einstehen – Vereinfacht: Der Winter kann dort von Oktober bis Ostern dauern. Zusätzlich behindert nicht selten dichter Nebel die Sicht. Während fast die gesamte Autobahn 4 problemlos befahrbar ist, treten auf diesem Streckenabschnitt ungewöhnlich starke Behinderungen auf. Besonders Ortsunkundigen wird dies zum Verhängnis.
Burkauer Berg: Als inoffizielle Gefahrenstelle schon lange bekannt
Zwar ist das seit Jahren bekannt, und die hiesige Polizei nutzt dem Standort als Einnahmequelle für Geschwindigkeitsmessungen, aber sonst passiert an diesem gefährlichen Nadelöhr recht wenig. Das allseits beherrschende Thema „Verkehrssicherheit“ tritt immer dann in dem Hintergrund: Wenn teure Baumaßnahmen erforderlich sind.