Bundeswehr: “Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten”

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Im Jahr 2000 wurden sämtliche Bereiche der Bundeswehr sowie alle militärischen Laufbahnen für Frauen zugänglich gemacht. Seit diesem Zeitpunkt werden auch zunehmend Fälle von sexuellem Missbrauch vor deutschen Strafgerichten und den Truppendienstgerichten behandelt und entschieden. Die Bundeswehr hat eine Regelung eingeführt, die den sexuellen Umgang zwischen Soldatinnen und Soldaten festlegt.

“Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten”

>>Deutscher BundeswehrVerband<<

“Die Allgemeine Regelung zum „Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten“, die das Verteidigungsministerium im September veröffentlicht hat, verfolgt zwei Ziele: Einerseits soll weniger in das Sexualleben von Soldatinnen und Soldaten eingegriffen werden, als dies bislang der Fall ist. Andererseits wird mit dem Regelwerk unterstrichen, dass sexualisiertes Fehlverhalten im dienstlichen Umfeld nicht toleriert wird. „Die Regelung hat erhebliche Auswirkungen auf die dienstrechtliche Bewertung des Sexuallebens der Soldatinnen und Soldaten“, heißt es in einem Begleitschreiben des BMVg.”

“Regelung hat erhebliche Auswirkungen auf die dienstrechtliche Bewertung des Sexuallebens der Soldatinnen und Soldaten”

In den Akten könnten demnach zahlreiche pikante Einzelheiten zu finden sein. Wer mit wem, welche Affäre begonnen oder beendet haben soll. Im Allgemeinen erscheint es schon recht abenteuerlich, diese Art des menschlichen Zusammenlebens in bürokratische Vorschriften zu gießen. Gleichzeitig wird das grundlegende Problem völlig außer Acht gelassen. Die Soldaten verbringen in der Regel während der Woche entweder in der Kaserne oder auf einem Truppenübungsplatz, was einen erheblichen Eingriff in ihr Privatleben darstellt. Darüber hinaus ist die soziale Schicht zu berücksichtigen, aus der sich insbesondere die unteren Dienstgrade rekrutieren.

“Armee der Armen, Abenteurer und Außenseiter verkommen”

>>Wirtschafts Woche<<

„Befürchtungen, die Bundeswehr würde nach der Aussetzung der Wehrpflicht zu einer Armee der Armen, Abenteurer und Außenseiter verkommen – „Die Unterschicht übernimmt die Landesverteidigung“, so beschrieb Professor … von der Bundeswehr-Universität München …“

“Die Unterschicht übernimmt die Landesverteidigung”

In der Debatte über die Bundeswehr offenbart sich ein auffälliges Phänomen: Die Verteidigung des Landes wird größtenteils von den sozial benachteiligten Gruppen der Gesellschaft getragen, während die wohlhabenderen Schichten häufig den Militärdienst meiden.

“In der Bundeswehr findet man überproportional viele Ostdeutsche”

>>Welt<<

“In der Bundeswehr findet man überproportional viele Ostdeutsche. Rund ein Fünftel der Bundesbürger lebt im deutschen Osten, aber etwas mehr als ein Drittel des Bundeswehrpersonals stammt daher. Dabei gilt: Je höher Dienstgrad (und Gehalt), desto weniger Ostdeutsche.”

“Rund ein Fünftel der Bundesbürger lebt im deutschen Osten, aber etwas mehr als ein Drittel des Bundeswehrpersonals”

Statistiken, die die soziale Struktur der Streitkräfte betreffen, werden seit geraumer Zeit nicht mehr erhoben, was auch irgendwie selbsterklärend ist. Der typische Soldat stammt demnach eher aus einer unteren sozialen Schicht, verbringt unter der Woche nahezu ausschließlich seine Zeit bei der Armee und erhält fast durchweg nur befristete Zeitverträge. Bereits aus dieser Situation ergeben sich erhebliches Konfliktpotential. Darüber hinaus besteht eine militärische Hierarchie, die auf Befehl und Gehorsam basiert. Allein aus dieser Konstellation sind Konflikte vorprogrammiert.

“Sie solle ihre Brüste wiegen, eine müsse wohl schwerer sein als die andere”

>>Welt<<

“So hätten zwei Soldatinnen geklagt, von ihrem Zugführer während der allgemeinen Grundausbildung massiv verbal sexuell belästigt worden zu sein. Der Mann habe eine der Frauen gefragt, „ob sie eine Körperdefragmentierung habe, sie stehe so links geneigt“. Sie solle ihre Brüste wiegen, eine müsse wohl schwerer sein als die andere. Bei der Begutachtung einer Schützenmulde habe er der Soldatin aufgrund des bevorstehenden Regens empfohlen, „zwei Löcher für die Brüste zu buddeln, damit das Wasser auch dort abfließen kann“. Als sich die Frau während einer Übung an den Bauch fasste, habe der Zugführer gefragt: „Sind Sie schwanger? Aber nicht von mir.“ Die Bemerkung einer anderen Soldatin, zwei Katzen zu haben, veranlasste den Mann zu der Antwort: „Ah, Sie haben drei Muschis!“

“Zwei Löcher für die Brüste zu buddeln, damit das Wasser auch dort abfließen kann”

Selbstverständlich ist es möglich, derartige Vorfälle zu melden. DDoch mit welchen Resultat? Häufig steht die Aussage eines Einzelnen gegen die eines anderen, und letztlich wird den Vorgesetzten mehr Glauben geschenkt. Zudem bleibt im Militärberuf wenig Raum für Sensibilität. Darüber hinaus sind Meldungen über sexuelle Übergriffe selten förderlich für die Karriere, was möglicherweise einige Geschehnisse erklären könnte.

“Sie wurde von den Ausbildern der 2. Inspektion gezwungen, sich im Hörsaal nackt auszuziehen”

>>Südkurier<<

“Der Bericht enthält die Schilderung der Soldatin Nicole E., die im vergangenen Jahr im Rang eines Oberfähnrichs (Offizierlaufbahn) nach Pfullendorf kam. Sie wurde von den Ausbildern der 2. Inspektion gezwungen, sich im Hörsaal nackt auszuziehen. Laut Bericht begrapschten die Soldaten die Brüste und die inneren Genitalien der Soldatin. Diese musste auf Druck der Ausbilder eine Einverständniserklärung über die Freiwilligkeit der Aktion unterschreiben. Offizieranwärterin Nicole E. berichtete, sie sei gezwungen worden, nackt an einer Pole-Stange zu tanzen, wie sie in Rotlichtlokalen beim “Table dance” Verwendung findet. Die Stange war in einem Aufenthaltsraum fest eingebaut. Bei diesem erzwungenen Exzess haben die Soldaten offenkundig massiv zu Alkohol gegriffen.”

“Nicole E. berichtete, sie sei gezwungen worden, nackt an einer Pole-Stange zu tanzen”

Es spiegel halt das klassische Verhalten eines Vorgesetzten gegenüber eines Untergebenen wider, welches durch Gesetze oder Regelungen kaum zu vermeiden ist. Am Ende bleibt die Frage, wie in der Vergangenheit dieses Problem erfolgreich angegangen wurde.

“Armeebordell, wo Hunderte annamitische und kambodschanische Prostituierte lärmend und kichernd ihrem Gewerbe nachgingen”

>>Mein Leben von Peter Scholl-Latour (Buch) <<

“Die kämpfende Truppe mußte sich inzwischen mit dem »Parc aux buffles« zufriedengeben, der am Eingang des Boulevard Gallieni ein riesiges Areal bedeckte. Der Büffelpark war das große Armeebordell, wo Hunderte annamitische und kambodschanische Prostituierte lärmend und kichernd ihrem Gewerbe nachgingen. Sie waren grell geschminkt, kaum bekleidet und in der Mehrzahl erstaunlich hübsch. Den Soldaten, die an den Eingangsposten vorbei in den Innenhof des Büffelparks traten und ihren Augen kaum trauten, wurden buchstäblich die Hosen von den Beinen gerissen.”

“Soldaten, die an den Eingangsposten vorbei in den Innenhof des Büffelparks traten und ihren Augen kaum trauten”

Selbstverständlich könnte man diese Einrichtung des “Armeebordells” als nicht mehr zeitgemäß ansehen. Doch was geschieht in der heutigen Zeit? Soldaten werden während der Woche in einer Kaserne untergebracht, ergänzt durch einige bürokratische Vorgaben, und man verfällt in den trügerischen Glauben, dass letztendlich alles gut ausgehen wird.