Arbeitsplätze – Lausitz: „Natürlich ist es hart zu sagen wir müssen ländliche Räume aufgeben“

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Die Kohlekommission trug den offiziell sperrigen Namen „Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ – damit soll offenkundig ein positiver Klang suggeriert werden. Allerdings, selbst offiziellen Vertretern geben hinter vorgehaltener Hand zu: Die Arbeitsplätze in der Kohleindustrie lassen sich praktisch nicht ersetzen. Mittlerweile wird ganz offen für Wegzugsprämien geworben und unverblümt dafür plädiert: Regionen im ländlichen Raum einfach aufzugeben.

Lausitz: Wegzugsprämien und ländlichen Raum einfach aufgeben

>>Michael Vassiliadis<<

„Ich habe nichts gegen Gas. Aber wir müssen es importieren und es ist zurzeit sieben Mal so teuer wie Braunkohle. Wir sprechen viel zu wenig über Preise. Die Braunkohle ist im Moment der einzige subventionsfreie Energieträger. Und den wollen wir jetzt auch noch so verteuern, dass er aus dem Markt fliegt? Das halte ich für ökonomischen Irrsinn. Das kostet uns nicht nur in der Braunkohle Arbeitsplätze, sondern auch in der Industrie, wenn wir die Investitionen und Produktionen ins Ausland verlagern, wo Energie viel billiger ist. Das ist bereits ein Trend, den das Aus für die Braunkohle nochmals verschärfen würde.“

Gas als Energieträger: „Sieben Mal so teuer wie Braunkohle“

>>Lausitzer Rundschau<<

„Ich mache mir große Sorgen um die Dienstleistungsunternehmen und ihre Mitarbeiter, die von der Kohle leben“, sagt Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext). Seiner Ansicht nach werde sich „sicher“ eine Lösung für die Beschäftigten der Lausitz Energie Bergbau AG sowie der Kraftwerke AG (Leag) auf politischem Wege finden, „aber was wird aus den Dienstleistern?“, fragt der sächsische Sprecher der Lausitzrunde. Schon jetzt, so berichtete er den Weißwasseraner Stadträten in dieser Woche, habe der Bergbaukonzern die Investitionen und Aufträge zurückgefahren. „Es sind zudem bereits erste Tatsachen geschaffen worden“, erklärt Torsten Pötzsch weiter. Etwa werde noch in diesem Jahr die Leag-Ausbildungsstätte in Boxberg geschlossen. Hinzu komme die „In-Reservenahme“ eines Blocks in Jänschwalde – bei der Abschaltung des zweiten Blocks ist von einem Wegfall von 600 Arbeitsplätzen die Rede.“

„Ich mache mir große Sorgen um die Dienstleistungsunternehmen und ihre Mitarbeiter die von der Kohle leben“

Genau genommen gingen mit der Abschaltung des Kraftwerksblocks in Jänschwalde sogar 1.500 Arbeitsplätze verloren: Die Beschäftigten der zahlreichen Zulieferfirmen – fallen in dieser Rechnung – einfach hinten runter. Ersatz für diese Arbeitsplätze, sind nicht mal fern am Horizont auszumachen.

„Leag-Ausbildungsstätte in Boxberg geschlossen“

Zwar ist vielfach davon die Rede: “ … erst über neue Jobs in den betroffenen Regionen zu sprechen. Der Auftrag der Kohlekommission sehe eine „klare Abfolge“ vor … “ Die Realität ist aber genau andersherum: Die Abschaltung des Kraftwerksblocks in Jänschwalde: Zeigt genau dies, als eindringliche Warnung.

1.500 Arbeitsplätze sind bereits ersatzlos verloren gegangen

>>Euractiv<<

„Industrie muss sich in diesen Gebieten niederlassen, um Arbeitsplätze außerhalb der Kohle zu schaffen. Aber fahren Sie mal im Zug durch die Lausitz. Da gibt es oft nicht mal Handyempfang. Wer will denn da schon investieren?“ meint Schulz. Das deutsche-tschechische Expertenpanel ihrer Studie kommt zum Schluss, dass vor allem Infrastruktur ausgebaut werden muss. Schulen, Krankenhäuser, eine gute Bahnanbindung, diese Dinge sind Voraussetzung für Unternehmen, sich dort niederzulassen.“

„Fahren Sie mal im Zug durch die Lausitz da gibt es oft nicht mal Handyempfang“

In den vergangenen Jahren, seit der Wiedervereinigung ist in Puncto Infrastruktur recht wenig passiert. Gleisanlagen wurden abgebaut und viel Infrastrukturprogramme verworfen. Im Allgemeinen wird eher rund um die Städte Dresden und Potsdam investiert. „Natürlich ist es hart zu sagen, wir müssen ländliche Räume aufgeben.“ So die eindeutige Aussage von Reint Gropp des Leibniz-Instituts. Unverblümt gibt es auch Forderungen von sogenannten „Wegzugsprämien“ .