Demokratische Republik Kongo: Rebellen erobern Goma – viele Kirchen geschlossen
Kämpfe destabilisieren die Region und drohen die christliche Gemeinschaft weiter zu schwächen
Die Millionenstadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) und Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu ist seit dem 27. Januar nach blutigen Kämpfen in der Hand von Rebellen der Miliz M23. Die meisten Kirchen wurden infolgedessen geschlossen; seit Jahren leiden die Christen in der Provinz unter gezielten Übergriffen.
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Von Open Doors
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Wer sich widersetzt, muss um sein Leben fürchten
Bei der Einnahme von Goma kamen Hunderte Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Die Gruppe M23 ist eine von Hunderten bewaffneten Gruppen im Osten der DRK. Zu ihren Zielen und ihrer Motivation sagte Kristof Titeca, Konfliktforscher für Zentral- und Ostafrika an der Universität Antwerpen: „Die M23-Gruppe diente schon immer als Vehikel zum Schutz ruandischer Interessen im Ostkongo.“ Ruanda hat Titeca zufolge politische, sicherheitspolitische und wirtschaftliche Interessen in der DRK.
Es gibt bislang keine Anzeichen dafür, dass die M23 gezielt Christen angreift – anders als die islamistischen „Allied Democratic Forces“ (ADF), die ebenfalls im Osten der DRK aktiv sind und in den vergangenen Jahren zahlreiche tödliche Anschläge auf Kirchen und einzelne Christen verübt haben. Dennoch wurden in den letzten Jahren bereits Zehntausende Menschen bei Kämpfen der M23 gegen kongolesische Streitkräfte vertrieben. Pastoren aus der Region zeigten sich schon 2023 besorgt über die eskalierende Gewalt und richteten sich mit einer Bitte um Gebet an uns. Zusammen mit anderen Gruppen schaffen Anhänger der M23 seit einigen Jahren ein Umfeld der Gesetzlosigkeit im Osten der DRK. Sie schmuggeln Bodenschätze und gehen rigoros gegen alle vor, die sich ihnen widersetzen. Christen, die sich gegen diese Praxis aussprechen, sind schweren Repressalien ausgesetzt. Im Februar 2024 stießen M23-Anhänger auf 14 christliche Männer, die ihr Ackerland in Nord-Kivu bearbeiteten. Die Rebellen forderten die Christen auf, sich ihnen anzuschließen. Als sie sich weigerten, töteten die Rebellen sie.
Fehlende Ordnung begünstigt christenfeindliche Übergriffe
Die meisten kirchlichen Veranstaltungen in Goma wurden aufgrund der jüngsten Gewalt abgesagt. Auch wenn die Kirche kein vorrangiges Angriffsziel der M23-Rebellen ist, waren auch christliche Zivilisten unter den Opfern. Erfahrungsgemäß machen sich christenfeindliche Akteure das Fehlen staatlicher Ordnung häufig zunutze, um besonders christliche Konvertiten ins Visier zu nehmen und gegen die Kirche im Allgemeinen vorzugehen.
Am vergangenen Sonntag waren mehrere Teile von Goma aufgrund der Kämpfe zwischen der M23 und dem kongolesischen Militär ohne Strom- und Wasserversorgung. Im Moment ist es für unsere lokalen Partner schwierig, mit den Christen in und um Goma in Kontakt zu treten, da auch die Telefon- und Internetleitungen unterbrochen sind. Berichten zufolge hat die M23 inzwischen eine einseitige Waffenruhe verkündet. Es bleibt abzuwarten, ob und wie lange diese eingehalten wird; sie bietet etwas Hoffnung auf eine Entspannung der Lage in der Stadt.