Kolumbien: Erneut Pastor bei Attentat getötet
Staatsanwaltschaft fordert gezielten Schutz religiöser Leiter
Am Abend des 8. Januar wurde Pastor Iván Darío García González, Leiter der christlichen Kirche Nuevo Renacer, erschossen. Die Tat ereignete sich direkt im Anschluss an einen Abendgottesdienst in dem Dorf Río Frío in der Region Magdalena im Norden Kolumbiens. Es ist der dritte Mord an christlichen Verantwortungsträgern in Kolumbien innerhalb von weniger als zwei Wochen.
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Von Open Doors
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Viele Pastoren fliehen vor der Gewalt
Bei dem Mörder handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Auftragskiller, der sich dem Pastor auf einem Motorrad näherte. Von dort aus gab er die tödlichen Schüsse ab. Auch eine Frau aus der Gemeinde, die den Pastor zu diesem Zeitpunkt begleitete, erlitt bei dem Anschlag Verletzungen. Sie wurde in ein örtliches Krankenhaus gebracht, wo sie sich derzeit erholt.
Karen Niebles, die Frau von Pastor García, berichtete gegenüber Journalisten, dass ihr Mann kürzlich beunruhigende Anrufe erhalten habe: „Es waren unterdrückte Nummern. Er hat mir nie Einzelheiten erzählt – er wollte mich vor Sorgen bewahren – aber ich glaube, dass er erpresst wurde“, sagte sie. Eine Erpressung ist nicht unwahrscheinlich, konnte von den Behörden allerdings noch nicht bestätigt werden. Mitarbeiter von Open Doors Kolumbien bemühen sich derzeit, die Hintergründe der Tat herauszufinden – insbesondere, ob die Ermordung von Pastor García in Verbindung mit seinem Dienst steht.
Die „Cooperativa de empleados de Dow Colombia“ („Evangelische Konföderation Kolumbiens“, Codecol) verurteilte die Ermordung von Pastor García aufs Schärfste und forderte ein entschiedenes Vorgehen der Behörden. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Erpressung religiöser Leiter in verschiedenen Regionen zunimmt. Dieser beunruhigende Trend und die zum Teil tödliche Gewalt hat viele Pastoren gezwungen, aus ihren Dörfern und Stadtteilen zu fliehen.
Behörden betonen wichtige gesellschaftliche Rolle von Pastoren
Auch die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft verurteilte den Mord an Pastor García und bezeichnete ihn als Angriff auf das Leben, die Religionsfreiheit und den sozialen Frieden in der Region. „Dieses Verbrechen reiht sich ein in die grausamen Morde an anderen religiösen Leitern, wie an Pastor Marlon Yamith Lora und seiner Frau Yorley Rincón, die zusammen mit ihren beiden Kindern am 29. Dezember 2024 in der Stadt Aguachica, im Gebiet Cesar, ermordet wurden. Damit sind in nur elf Tagen drei Pastoren ermordet worden“, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft am 15. Januar in einer offiziellen Erklärung.
Javier Sarmiento, der kolumbianische Ombudsmann für Menschenrechte, betonte anlässlich der Ermordung von Pastor García ebenfalls den Ernst der Lage: „Dieser Pastor ist einer unter vielen, die aufgrund ihrer religiösen Stellung gefährdet sind. Diese Führungspersönlichkeiten spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Verbreitung von Werten innerhalb ihrer Gemeinschaften.“
Die Staatsanwaltschaft hat zu dringenden Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt gegen religiöse Leiter aufgerufen. Das Innenministerium und die „Unidad Nacional de Protección“ („Nationale Schutzeinheit“, UNP) wurden aufgefordert, religiöse Leiter als gefährdete Bevölkerungsgruppe einzustufen und spezifische Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen.