Währungswettbewerb: Weshalb die Angst vor einer stabilen Währung nicht gerechtfertigt ist?

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Ist eine starke Währung vorteilhaft? – Kritiker, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, könnten anmerken, dass eine starke Währung einem Land Wettbewerbsnachteile einbringt. Dem kann entgegengehalten werden, dass die Schweiz trotz einer starken Währung zu dem Wohlstand gelangte, den sie heute genießt. Ähnliches trifft auf das Fürstentum Liechtenstein zu, dessen Währung der Schweizer Franken ist.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigem zählt zur Weltspitze. Doch das Geld in Liechtenstein wird nicht ausschließlich durch Finanztransaktionen erwirtschaftet, wie viele annehmen. Vielmehr ist das Land hochindustrialisiert, wobei die verarbeitende Industrie den Hauptbeitrag zur Wertschöpfung leistet. Im Grunde genommen macht die Schweiz gegenwärtig den gleichen Fehler wie viele andere Länder in der Geschichte.

Aus problematischen ökonomischen Theorien heraus wird von verschiedenen Interessengruppen auf eine weitere Abwertung des Schweizer Frankens gedrängt, insbesondere gegenüber dem Euro, in dessen Währungsraum die Schweiz sich befindet. Die Schweizer Nationalbank ist die Zentralbank, die ihre Bilanz durch Geldschöpfung in den letzten Jahren am stärksten aufgebläht hat, mehr als die EZB, die Fed oder die Bank of Japan.

Durch das Drucken von Schweizer Franken und den Kauf vor allem von in Euro notierten Anleihen und Aktien versucht die Notenbank, eine Aufwertung des Frankens zu verhindern oder zumindest zu begrenzen. Nach einer über drei Jahre hinweg aufrechterhaltenen Bindung des Frankens an den Euro, die im Januar 2015 völlig unerwartet beendet wurde und viele Unternehmer sowie Marktteilnehmer vor erhebliche Herausforderungen stellte, wird in der Schweiz weiterhin aktiv Währungspolitik betrieben. Was wäre geschehen, wenn die Schweiz dem IWF nicht beigetreten wäre, nicht große Teile ihrer Goldreserven verkauft hätte und die Goldbindung des Schweizer Frankens beibehalten hätte? Der Außenwert des Schweizer Frankens wäre vermutlich weiter gestiegen, nicht abrupt, sondern kontinuierlich, da es kein herausragendes einmaliges Ereignis gab.

Die Schweizer Exportindustrie hätte sich darauf einstellen können, dass ihre Produkte im Ausland tendenziell teurer würden. Genau das – nämlich Wettbewerb – motiviert Unternehmen zur Steigerung der Produktivität und fördert Innovationen.

Da jedoch viele Rohstoffe und Halbfertigprodukte importiert werden müssen, wären auch die Produktionskosten gesunken. Schließlich ermöglicht eine starke Währung günstigere Importe. Politiker mit zentralplanerischem Denken und Notenbanker mögen sich das nicht vorstellen können, doch Unternehmen und die Menschen dahinter sind durchaus fähig, sich auf solche Entwicklungen einzustellen. Was könnte noch geschehen sein? Die Kaufkraft der Schweizer Bürger wäre im Laufe der Zeit ebenfalls stetig gestiegen.

Zum einen durch den zunehmenden Außenwert der Währung und zum anderen, weil in einem wirtschaftlich erfolgreichen Land mit steigender Produktivität und ohne übermäßige Geldschöpfung der Wohlstand breiter Gesellschaftsschichten zunimmt, während die Preise für Waren und Dienstleistungen tendenziell fallen. Davon hätten viele profitiert, nicht nur wenige wie in einem Papiergeldsystem. Besonders die Schweizer Konsumenten hätten Vorteile gehabt.

Die Importe wären günstiger geworden, und das Geld, das sie durch eine starke Währung bei Importen sparen konnten, hätten sie für den Kauf zusätzlicher inländischer Produkte und Dienstleistungen verwenden können. Wenn das Volltanken mit importiertem Benzin nur noch halb so viel kostet, geht man vielleicht öfter essen oder investiert in ein Geschäftsprojekt. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen in der Schweiz hätten davon profitiert.

Zudem wäre es, wie es in Ländern mit harter Währung üblich ist, zu Kapitalimporten und Realinvestitionen gekommen. Kapitalanlagen und niedrigere Zinsen hätten die Schweiz zusätzlich gefördert. Politik hingegen – auch Geldpolitik – schafft keinen Wohlstand; sie kann nur umverteilen. Eine Politik der Währungsabwertung zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft begünstigt Exportunternehmen zulasten anderer Marktteilnehmer im Land sowie privater Akteure.

So wie vor dem Fall des Eisernen Vorhangs der Westen beobachten konnte, dass Sozialismus nicht funktioniert und der Ostblock langsam aber sicher in die Pleite rutscht, könnte heute die gesamte Welt auf die Schweiz blicken und erkennen, wie wohlhabend man werden kann mit einer goldgedeckten Währung – also gutem Geld – und wenn Politiker haushalten müssen und keine Schulden machen können als gäbe es kein Morgen.

Ähnliches musste auch Deutschland erfahren. Die Deutsche Bundesbank mit ihrer früheren geldstabilitätsorientierten Politik war anderen Nationen stets ein Dorn im Auge. Wollte beispielsweise die französische Regierung einen stabilen Wechselkurs zur D-Mark erreichen, musste sie ihre Zentralbank anweisen, nicht schneller Geld zu drucken als die Bundesbank. Dadurch konnte sie ihre Staatsdefizite nicht mehr im gewünschten Maße durch Geldproduktion finanzieren, sondern nur im Umfang der Bundesrepublik. Die Politik der Bundesbank schränkte somit indirekt die Schuldenaufnahme in Paris ein und letztlich auch die Staatsausgaben Frankreichs.

Daraus ergibt sich: Der Wunsch vieler Zentralstaatspolitiker und Inflationisten – insbesondere in Europa – scheint darin zu liegen, einen Konkurrenten wie Deutschland im Bereich Geld zu entmachten. “Macht korrumpiert; absolute Macht korrumpiert absolut!” Dies wusste bereits der Historiker Lord Acton (1834–1902). Daher lautet das politische Motto: Die eigene machtgefährdende Konkurrenz muss beseitigt werden; Wettbewerb ist zu unterbinden – „Whatever it takes“, um Mario Draghis Worten zu folgen. Um den Bürgern Fluchtmöglichkeiten aus Währungsräumen und politischen Einheiten zu erschweren, sollen diese möglichst umfassend organisiert werden – idealerweise global. Auch wenn die selbsternannten Eliten spüren, dass unter den Menschen Skepsis besteht, hält dies sie nicht ab. In einem ARD-Interview äußerte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck: “Die Eliten sind gar nicht das Problem; die Bevölkerungen sind im Moment das Problem …” Um also das Konzept eines vereinigten Europas zu schützen, ist es unbedingt notwendig, ablehnende Bevölkerungen möglichst außen vor zu lassen.

Es ist unausweichlich, dass Politiker Interessen dienen; damit erfüllen sie zunächst nur ihre Aufgaben. Unvermeidlich ist auch, dass sie bei all ihren Handlungen stets an den Erhalt und Ausbau ihrer Macht denken müssen.

Ohne Macht kann keine Politik betrieben werden. Schließlich ist es unvermeidlich, dass sie in vielen Fragen opportunistisch handeln und wider besseres Wissen Entscheidungen treffen müssen: sei es um Zusagen aus Tauschgeschäften einzulösen oder bestimmte Verbündete nicht zu verprellen; sei es aufgrund von Fraktions- oder Gruppenzwang oder einfach aus Eigeninteresse an langfristigen Vorteilen. Es wäre also nicht mehr EU erforderlich sondern weniger EU; nicht politische Integration sondern politische Dezentralisierung; stattdessen wirtschaftliche Integration sowie echten Freihandel – gerne global – und statt staatlichem Papiergeld ein wettbewerbliches Geldsystem.