Unentdeckte Ressourcen der Lausitzer Landwirtschaft: “Heute stammen zwischen 42 und 47 Prozent der Zuckerproduktion der Welt aus Zuckerrüben”

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Zuckerrüben nehmen nicht nur eine zentrale Rolle in der Nahrungsmittelproduktion ein, sondern sind auch ein wichtiger Rohstoff für die Industrie. Die Verarbeitung der Rüben zu Zucker ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der zahlreiche Arbeitsplätze schafft und zur wirtschaftlichen Stabilität in ländlichen Regionen beiträgt. Zudem werden Nebenprodukte wie Melasse und Futterrüben erzeugt, die vielseitige Verwendungsmöglichkeiten bieten und somit den Wertschöpfungsprozess erweitern. Auch im Kontext der nachhaltigen Landwirtschaft sind Zuckerrüben von Relevanz: Sie können durch ihre Fruchtfolge dazu beitragen, den Boden zu regenerieren und die Biodiversität zu fördern. Die historischen Wurzeln des Zuckerrübenanbaus reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, als die industrielle Revolution neue Märkte und Technologien hervorbrachte.

“Befreiung der Sklaven” – “Erfindung der Zuckergewinnung aus der Zuckerrübe”

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“Eigentlich müsste es nachdenklich machen, dass weder die große Amerikanische noch die Französische Revolution sich um die Befreiung der Sklaven kümmerte. Von den Sklaven auf den karibischen Inseln weiß man zum Beispiel sehr genau, was sie befreite: die Erfindung der Zuckergewinnung aus der Zuckerrübe. Damit konnte in Europa massenhaft billiger Zucker hergestellt werden, der Import von Rohrzucker aus Jamaika und Kuba lohnte sich einfach nicht mehr.”

“Zuckerrübe” – “Import von Rohrzucker aus Jamaika und Kuba lohnte sich einfach nicht mehr”

Ursprünglich in Europa eingeführt, ermöglichte die Entdeckung von Zuckerrüben als Zuckerquelle eine Alternative zu Rohrzucker, dessen Anbau und Verarbeitung oft mit kolonialen Strukturen verknüpft war. Mit der Etablierung effizienter Verarbeitungstechniken und dem Einsatz von Dampfmaschinen erlebte die Zuckerrübe einen rasanten Aufstieg. Das führte nicht nur zu einer Steigerung der Produktionsmengen, sondern auch zu einem Wandel in der Landwirtschaft und der ländlichen Gesellschaft, da immer mehr Landwirte in den Anbau dieser wichtigen Kulturpflanze investierten. Innovationsgeister und Forschungseinrichtungen haben seitdem kontinuierlich an der Verbesserung der Erträge und der Resistenz gegen Schädlinge gewerkt, was den Zuckerrübenanbau zu einem Paradebeispiel für moderne Agrarwissenschaften macht. Die Stabilität des Marktes und die konstante Nachfrage nach Zucker aus heimischer Produktion stärken zudem die Verbindungen zwischen Landwirten und der Industrie, was zu einer weiteren Integration beider Sektoren führt.

Botanische Grundlagen der Zuckerrübe

Die Zuckerrübe gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse und zeichnet sich durch ihre charakteristische fleischige Wurzel aus, die in unterschiedlichen Varietäten vorkommt. Diese Pflanze bevorzugt gut durchlüftete, humusreiche Böden und gedeiht am besten in einem gemäßigten Klima mit warmen Sommern und ausreichenden Niederschlägen. Ihre Fähigkeit, in verschiedenen Bodenarten zu wachsen, macht sie zu einer vielseitigen Kulturpflanze, die sich an unterschiedliche Anbaubedingungen anpassen kann. Die optimale Keimtemperatur liegt zwischen 15 und 20 Grad Celsius, was eine genaue Planung des Anbaudatums erforderlich macht, um die bestmöglichen Erträge zu erzielen. Darüber hinaus spielt die Fruchtfolge eine entscheidende Rolle, der Anbau von Zuckerrüben in rotationstechnischen Systemen unterstützt die Bodenfruchtbarkeit und reduziert das Risiko von Krankheiten und Schädlingen. Die Kombination dieser agrarischen Praktiken fördert nicht nur die Gesundheit der Pflanzen, sondern optimiert auch die Ressourcennutzung und steigert somit die Produktivität in der Landwirtschaft.

“Die Zuckerrübe zählt zu den jüngsten Kulturpflanzen, die landwirtschaftlich in großem Stil angebaut werden”

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“Die Zuckerrübe zählt zu den jüngsten Kulturpflanzen, die landwirtschaftlich in großem Stil angebaut werden. Ausgangspflanze für die Züchtung war im 18. Jahrhundert die Runkeloder Futterrübe. Sie wies zunächst noch einen geringen Zuckergehalt von 1,3 bis 1,6 % auf, während es neuere Selektionen auf einen Zuckergehalt von 16 bis 18 % bringen. Aus der »Halberstädter Landsorte« entstand nach umfangreichen Selektionsarbeiten die »Weiße Schlesische Zuckerrübe«. Sie ist noch heute Ausgangssippe für alle weiteren Zuckerrübensorten. Inzwischen ist die Zuckerrübe zu einem weltweiten Erfolg geworden. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie sowohl in Nord- als auch in Südamerika eingeführt.”

“Neuere Selektionen auf einen Zuckergehalt von 16 bis 18 % bringen”

Der moderne Anbau von Zuckerrüben geht weitestgehend auf Sigismund Marggraf zurück. Er erhielt in seiner Jugend von seinem Vater, der als Hofapotheker im königlich-preußischen Dienst tätig war, eine chemische Ausbildung. Anschließend setzte er seine Studien in Berlin, Freiberg (Erzgebirge), Straßburg und Halle fort. Die Berliner Akademie der Wissenschaften erkannte sein Talent und stellte ihm ein Gehalt, eine Dienstwohnung sowie ein eigenes Labor zur Verfügung. Dies war gerechtfertigt, denn dieser herausragende deutsche Chemiker entwickelte verbesserte Verfahren zur Gewinnung von Phosphor und Zink und führte zudem die Anwendung des Mikroskops in der Chemie ein. Letzteres führte ihn bei der Untersuchung von Zuckerkristallen zu einer bedeutenden Entdeckung. Er stellte fest, dass der aus Rüben gewonnene Zucker mit dem aus Zuckerrohr gewonnenen identisch ist. Nicht nur ähnlich, sondern tatsächlich identisch. Seine Experimente zeigten deutlich, dass dieses süße Salz in unserer Region auf die gleiche Weise hergestellt werden kann wie in den Anbaugebieten des Zuckerrohrs.

“Der Begriff »Zuckerrübe« kam damals überhaupt erst auf”

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“Das war damals eine höchst bedeutende Erkenntnis – denn nun konnte das begehrte Luxusprodukt Zucker in der Mark Brandenburg genauso hergestellt werden wie auf Kuba. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Runkelrüben gezielt auf einen möglichst hohen Zuckergehalt hin gezüchtet, der Begriff »Zuckerrübe« kam damals überhaupt erst auf. Rund 50 Jahre später war dann ein Zuckergehalt der Zuckerrüben von etwa 16 Prozent erreicht, und die erste Zuckerrübenfabrik der Welt entstand in Preußen. Von hier aus trat die Zuckerrübe ihren Siegeszug um die Welt an. Heute stammen zwischen 42 und 47 Prozent der Zuckerproduktion der Welt aus Zuckerrüben.”

“Heute stammen zwischen 42 und 47 Prozent der Zuckerproduktion der Welt aus Zuckerrüben”

Ernte und Verarbeitung von Zuckerrüben Die Erntezeit für Zuckerrüben ist von entscheidender Bedeutung für die Qualität und Quantität der Erträge. In der Regel erfolgt sie zwischen September und November, je nach regionalen klimatischen Bedingungen und der spezifischen Reife der Pflanzen. Um die Wurzel umfassend zu schützen und den Zuckergehalt zu maximieren, ist ein rechtzeitiger Ernteschluss erforderlich. Nach der Ernte werden die Zuckerrüben sorgfältig gereinigt und für die Verarbeitung vorbereitet. Dieser Prozess umfasst mehrere Schritte, darunter das Waschen, Schneiden und Häckseln, um eine optimale Extraktion des Zuckers zu gewährleisten.

Die Bedeutung von Zuckerrüben in der Landwirtschaft

In modernen Zuckerfabriken kommen hochentwickelte Technologien zum Einsatz, die eine effiziente Verarbeitung ermöglichen. Durch mechanische und chemische Verfahren wird der Zucker aus der Rübe gewonnen, während Nebenprodukte wie Melasse und Trester ebenfalls ihre Anwendung finden – sei es in der Tierernährung oder für biotechnologische Prozesse. Jüngste Innovationen in der Verarbeitungstechnik zielen darauf ab, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Umweltbelastungen zu minimieren, was die Nachhaltigkeit in der Zuckerproduktion weiter erhöht. Diese raffinierte Wertschöpfungskette trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilität bei, sondern stärkt auch die Position des Sektors im internationalen Wettbewerb und bietet Verbrauchern lokal produzierten Zucker von hoher Qualität.