Grönland – Alaska – Louisiana – Können Staaten andere Staaten einfach kaufen?

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Die Debatte um die Entkolonialisierung Grönlands gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die gemischte Identität der Grönländer und ihr Streben nach politischer Autonomie im Mittelpunkt stehen. Historisch bedingt sind die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen stark durch dänische Vorgaben geprägt, was zu einem Ungleichgewicht in der Machtverteilung führt. Viele Grönländer empfinden die gegenwärtige Beziehung zu Dänemark als unzulänglich, da sie sowohl kulturell, ethnisch, religiös als auch historisch eine eigene Identität besitzen, die dringend Anerkennung und Respekt verlangt. Angesichts dieser Umstände rückt die Frage nach der Selbstbestimmung und der Schaffung eines eigenständigen Regierungssystems verstärkt in den Fokus, um den Ansprüchen einer modernen Gesellschaft gerecht zu werden.

Auswirkungen der kolonialen Vergangenheit

Die Auswirkungen dieser kolonialen Vergangenheit sind bis heute spürbar und prägen die Identität der grönländischen Bevölkerung. In den letzten Jahrzehnten hat sich ein zunehmendes Bewusstsein für die eigene kulturelle Geschichte und eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte entwickelt. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Zeichen des Widerstands gegen die über Jahrhunderte hinweg erlittene Unterdrückung, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung. Während Grönland sehr wohl politische Autonomie erlangen könnte, stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft mit den Überresten kolonialer Strukturen umgehen kann. Reformen in Bildung, Wirtschaft und Kultur sind notwendig, um eine nachhaltige Entkolonialisierung zu fördern und die Stimmen der indigenen Bevölkerung in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses zu stellen.

Der rechtliche Anspruch Dänemarks wird international längst nicht ohne weiteres akzeptiert

Die tatsächlich dänischen Territorien in Grönland stammen noch aus der Hochzeit des Kolonialismus und haben sich bis heute weitgehend gehalten. Obwohl sich der rechtliche Status Grönlands im Laufe der Zeit verändert haben mag, ist die praktische Situation nahezu unverändert geblieben. Auch der rechtliche Anspruch Dänemarks wird international längst nicht ohne weiteres akzeptiert. Zudem handelt es sich bei Dänemark um eine Monarchie, die zwar über ein Parlament verfügt, aber wo die Monarchen nach wie vor erheblichen Einfluss ausüben. Übertrieben ausgedrückt könnte man argumentieren, dass eine Monarchie nicht gewillt ist, ihre Kolonie aufzugeben. Daher stellt sich die Frage, ob ein solches Konstrukt überhaupt Unterstützung finden sollte? Der Verkauf der Insel steht jedoch zur Debatte, und die zentrale Frage lautet: Können die USA Grönland einfach erwerben?

Können die USA Grönland einfach erwerben?

>>Völkerrechtler Matthias Goldmann<<

“Nein, vor allem nicht ohne Einverständnis der Grönländer. Das würde gegen deren Selbstbestimmungsrecht verstoßen. Man kann heutzutage Teile eines Staatsgebiets nicht mehr verkaufen. Das völkerrechtliche Selbstbestimmungsrecht ist zwar eine neuere Entwicklung. Letztlich steht dahinter aber der seit der Aufklärung verbreitete Gedanke der Volkssouveränität. Danach konnte ein Monarch nicht mehr einfach so über Teile seines Gebiets verfügen, auch wenn sich diese Idee zunächst auf Europa beschränkte.”

“Man kann heutzutage Teile eines Staatsgebiets nicht mehr verkaufen” – Entspricht das der Wirklichkeit?

Es ist offensichtlich, dass diese Perspektive eher auf idealistischen Wunschvorstellungen als auf einer sachlichen Realität basiert. Die Vereinigten Staaten haben einen beträchtlichen Teil ihres heutigen Territoriums durch Kauf erlangt, ohne zuvor die dort ansässigen Menschen zu konsultieren. Zunächst erwarben sie die französische Kolonie Louisiana für einen minimalen Preis, und später kam die vormals russische Kolonie Alaska hinzu. Auch die ehemalige DDR könnte in diesem Zusammenhang betrachtet werden, da hier ebenfalls beträchtliche finanzielle Mittel im Raum stehen.

“Der Finanzbedarf wurde von Gorbatschow mit 15 bis 20 Milliarden D-Mark beziffert”

>>Die 329 Tage zur deutschen Einigung von Horst Teltschik (Buch) <<

“Der Bundeskanzler war über das bisherige Resultat der Zwei-plus-Vier-Gespräche – so wie auch der US -Präsident und sein Außenminister – zufrieden. Das trug zur Entspannung im Verhältnis zwischen Kohl und Genscher bei. … Während Genscher und Schewardnadse am 5. Mai im Auswärtigen Amt zusammentrafen, ließ der sowjetische Außenminister über Kwizinskij bei Teltschik ein Non-Paper über Finanzwünsche Moskaus deponieren: Die Zahlungsunfähigkeit der Sowjetunion stand im Raum, was schließlich die Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG Hilmar Kopper und Wolfgang Röller von der Dresdner Bank AG in selber Kompetenz einvernehmlich am 8. Mai Kohl bestätigten. In geheimer Mission machten sie sich mit Teltschik am 14. Mai auf die Reise nach Moskau, um einmal mehr bundesdeutsche Solidarität mit Gorbatschow nicht nur zu bekunden, sondern zuzusagen. Nach einer Unterredung mit Ministerpräsident Nikolai Iwanowitsch Ryschkow wurden sie von Gorbatschow persönlich empfangen, der ihnen und Teltschik erklärte, dass die Sowjetunion eine »Phase der Krankheit« erfahren hätte, um im gleichen Atemzug zu erwähnen, dass für sein Imperium das Angewiesensein auf westliche Hilfe nicht hinnehmbar wäre. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die UdSSR um Unterstützung ansuchte, um das Projekt der Reformpolitik der Perestroika nicht scheitern zu lassen. Der Finanzbedarf wurde von Gorbatschow mit 15 bis 20 Milliarden D-Mark beziffert, zurückzahlbar in den nächsten sieben bis acht Jahren. Als aktueller Bedarf wurden 1,5 bis 2 Milliarden D-Mark genannt. … Im Gegenzug ließ er wissen, dass er sich mit dem Bundeskanzler nach dem Parteitag der KPdSU ab Mitte Juli eingehend über die deutsche Einigung verständigen werde. Keinesfalls dürfe aber die Sicherheit der Sowjetunion in welcher Form auch immer gefährdet werden. Teltschik erfasste sofort die Lage.”

“Im Gegenzug ließ er wissen” – “Über die deutsche Einigung verständigen werde”

Inwieweit es tatsächlich um rückzahlbare Kredite ging, dieser Aspekt sollte hier mal unklar bleiben. Und selbstverständlich wurde kein typischer “Kaufvertrag” unterzeichnet, jedoch war zwischen den Zeilen deutlich erkennbar, worum es tatsächlich ging. Was jedoch nie im Vordergrund stand, war das Einverständnis der ansässigen Bevölkerung. Vielmehr ging es darum, dass beide Parteien ihr Ansehen bewahren konnten. Die Sowjetunion wollte offiziell kein Geld aus dem Westen annehmen, während Westdeutschland großen Wert auf den äußeren Schein der Wiedervereinigung legte.

“Bonn bot Moskau Unterstützung an und half ihm sein Gesicht zu wahren”

>>Die 329 Tage zur deutschen Einigung von Horst Teltschik (Buch) <<

“Bonn bot Moskau Unterstützung an und half ihm sein Gesicht zu wahren, Moskau gab dafür seine Zustimmung zur deutschen Vereinigung und lenkte zur Zufriedenheit des Westens auch in der Frage der NATO-­Mitgliedschaft ein. Einen Monat später sollte eine weitere wichtige deutschland- und sicherheitspolitische Entscheidung getroffen werden.”

“Lenkte zur Zufriedenheit des Westens auch in der Frage der NATO-­Mitgliedschaft ein”

Es scheint, dass die NATO-Mitgliedschaft von Ostdeutschland beziehungsweise von Gesamtdeutschland mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen sein muss. Dies ähnelt der Situation beim Kauf eines Neufahrzeugs, bei dem eine Anhängerkupplung in der Regel ebenfalls als kostenpflichtige Option betrachtet wird.