“Wie das Drucken von Geld über Preisverzerrungen zu Verteilungsungleichgewichten führt”

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Der Cantillon-Effekt beschreibt, wie Geld in einem Wirtschaftssystem verteilt wird und welche Folgen dies für unterschiedliche Akteure hat. Wenn eine Zentralbank neues Geld druckt und in die Wirtschaft einspeist, gelangen diese Mittel zunächst in bestimmte Sektoren oder an bestimmte Personen, bevor sie sich allgemein ausbreiten. Diese Ungleichverteilung führt dazu, dass die ersten Empfänger des neu geschaffenen Geldes Vorteile genießen können, da sie Preise noch nicht erhöht finden und Produkte und Dienstleistungen günstiger erwerben.

“Wie das Drucken von Geld über Preisverzerrungen zu Verteilungsungleichgewichten führt”

>>Frankfurter Rundschau<<

“Bereits im 18. Jahrhundert beschrieb der französische Banker Richard Cantillon, wie das Drucken von Geld über Preisverzerrungen zu Verteilungsungleichgewichten führt. Der nach ihm benannte Cantillon-Effekt beruht auf der Hypothese, dass je näher man der Institution ist, die die Geldproduktion kontrolliert, desto mehr von einer Ausweitung der Geldmenge profitiert. Der Grund dafür liegt in der Zeitspanne, die das neue Geld braucht, um vom Erzeuger – der Notenbank – zum Endverbraucher – dem Bürger – zu gelangen.”

“Je näher man der Institution ist, die die Geldproduktion kontrolliert, desto mehr von einer Ausweitung der Geldmenge profitiert”

Während die Inflation sich langsam verhält und andere Sektoren erreicht, erhöhen sich die Lebenshaltungskosten für alle, was vor allem die späteren Empfänger unverhältnismäßig hart trifft. Dadurch entstehen soziale Ungleichheiten, da die berücksichtigten Personen und Institutionen im Vorteil sind, während andere zurückgelassen werden, was weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Implikationen nach sich ziehen kann.

“Die zuerst im Besitz des neuen Geldes waren” – “Mit diesem konnten sie zusätzliche Ausgaben tätigen, wobei sie den Vorteil genossen”

>>Die Nullzinsfalle von Ronald Stöferle, Rahim Taghizadegan & Gregor Hochreiter (Buch) <<

“In seiner im Jahr 1755 erschienenen Abhandlung über die Natur des Handelns im Allgemeinen beschrieb Richard Cantillon, wie neues Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangt. Da damals das Geld noch Warengeld war und die Geldschöpfung von den Minen ausging, waren es die »Eigentümer der Minen, die Unternehmer, die Schmelzer, die Raffinierer und überhaupt alle jene, die dort arbeiteten«, die zuerst im Besitz des neuen Geldes waren. Mit diesem konnten sie zusätzliche Ausgaben tätigen, wobei sie den Vorteil genossen, noch die alten Preise zu bezahlen. Erst nach und nach realisierten die Verkäufer, dass die Zunahme der Nachfrage nach gewissen Gütern nicht mit einem Rückgang der Nachfrage bei anderen Gütern einhergeht, wie es bei einer Nachfrageverschiebung bei konstanter Geldmenge der Fall wäre. Nach den Erstbeziehern profitieren also diejenigen Branchen, in denen die Erstbezieher die zusätzliche Kaufkraft ausgeben.”

“Erstbeziehern profitieren also diejenigen Branchen, in denen die Erstbezieher die zusätzliche Kaufkraft ausgeben”

Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Inflation sind vielschichtig und oft verheerend. Während einige Akteure, insbesondere diejenigen mit Zugang zu frischem Kapital, von den sofortigen Vorteilen profitieren, leiden andere, insbesondere Arbeitnehmer und Sparende, unter den steigenden Lebenshaltungskosten. Diese werden aber häufig nur unzureichend berücksichtigt. Denn Kürzungen oder Nullrunden bei der Sozialhilfe wirken sich auch auf Geringverdiener aus, weil sich deren Löhne daran orientieren.

“Bürgergeld: Warum es eine Nullrunde gibt” 

>>Presse- und Informationsamt der Bundesregierung<<

“Bürgergeld: Warum es eine Nullrunde gibt – Das Bürgergeld hat zum 1. Januar 2023 das Arbeitslosengeld II, oft „Hartz IV“ genannt, abgelöst. … Viele Menschen geraten unverschuldet in Not: Sie verlieren beispielsweise ihre Arbeit oder müssen ihr Geschäft schließen. Eine solidarische Gesellschaft darf diese Menschen nicht im Stich lassen. Das Bundesverfassungsgericht hat ein Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip entwickelt. … Übrigens gilt die Nullrunde auch für die Sozialhilfe, die Beträge für den persönlichen Schulbedarf und die Leistungen der Sozialen Entschädigung.”

“Übrigens gilt die Nullrunde auch für die Sozialhilfe”

Die Kaufkraft der Währung wird durch die fortwährende Geldentwertung erheblich beeinträchtigt, was zu einem Anstieg der Ungleichheit führt. In vielen Fällen sehen sich Familien gezwungen, ihre Ausgaben drastisch zu reduzieren, während Unternehmen angesichts ansteigender Kosten und unsicherer Konsumneigung vor Herausforderungen stehen, die ihr Überleben gefährden können. Ganz anders sieht es hingegen bei bestimmten staatsnahen Vertretern aus.

“Beamtinnen und Beamten aller Länder und Kommunen eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro”

>>DBB Beamtenbund und Tarifunion<<

“Neben den Beamtinnen und Beamten des Bundes erhalten nun auch die Beamtinnen und Beamten aller Länder und Kommunen eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro (Versorgungsempfänger und Hinterbliebene grundsätzlich jeweils entsprechend ihrem Ruhegehalts- bzw. Anteilssatz) zum Ausgleich der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten.”

“Inflationsausgleichsprämie” – “Ausgleich der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten”

Die Auswirkungen der Inflation auf die breite Bevölkerung sind oft gravierend und führen zu einer Vermögensverlagerung, die im Kern das soziale Gefüge einer Gesellschaft beeinflusst. Insbesondere die unteren Einkommensschichten sehen sich mit erheblichem Kaufkraftverlust konfrontiert, während diejenigen, die Zugang zu den ersten Geldströmen der neu geschaffenen Währung haben, von der Inflation in hohem Maße profitieren. Diese Ungleichheit verstärkt nicht nur bestehende Klassenunterschiede, sondern führt auch zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft. Die Wahrnehmung, dass eine kleine Elite – zu der unter anderem Beamte gehören – durch Inflation und staatliche Intervention in unverhältnismäßigem Maß begünstigt wird, könnte langfristig soziale Spannungen schüren und das Vertrauen in staatliche Institutionen erodieren. Diese Dynamik trägt zur Entstehung eines tiefen gesellschaftlichen Risses bei, der weitreichende politische und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen kann.