Staatsräson in der Geschichtsschreibung: Verloren zwischen “Piltdown-Menschen” und Völkerwanderung

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Bis heute werden die Bayern als eigenständige Exoten wahrgenommen. Aber woher stammt dieses Volk tatsächlich? Diese Frage beschäftigt die Geschichtswissenschaft bereits seit Jahrhunderten und bleibt schwer zu beantworten. Aber vielleicht lässt sich die Frage doch recht einfach aufklären, aber dazu muss zwischen Geschichte und Geschichtsschreibung unterschieden werden, was so manches Beispiel recht eindrücklich zeigt.

“1912 wurde in England ein Schädel entdeckt, der die Evolutionsgeschichte des Menschen umzuschreiben schien”

>>Der Standard<<

“1912 wurde in England ein Schädel entdeckt, der die Evolutionsgeschichte des Menschen umzuschreiben schien. Doch der “Piltdown-Mensch” war ein Fake – Ein Fund in Südostengland sorgte 1912 für internationale Schlagzeilen: Der britische Hobbyforscher Charles Dawson entdeckte in einer Kiesgrube einen Schädel, der ein neues Bild von der Evolutionsgeschichte des Menschen zeichnete. Dawson präsentierte nicht weniger als einen angeblichen evolutionären Missing Link zwischen Menschenaffen und Menschen, den sogenannten Piltdown-Menschen.”

“Der “Piltdown-Mensch” war ein Fake”

Die Fälschung des sogenannten “Piltdown-Menschen” hätte bereits zu jener Zeit relativ unkompliziert entlarvt werden können, doch dieser Schädel fügte sich hervorragend in den damaligen Zeitgeist ein. Die Europäer, insbesondere die Engländer, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen Großteil der Welt kolonisiert und befanden sich an der Spitze des technologischen Fortschritts. Folglich musste die Entwicklung der Menschheit mindestens in Europa – idealerweise in England – stattgefunden haben, und der “Piltdown-Mensch” bot dafür den unmittelbaren Beweis. Eine solche Denkweise – geprägt von vorauseilender Staatsräson – ist unter Historikern bis heute weit verbreitet, was sich durch verschiedene Aussagen deutlich zeigt.

Staatsräson in der Geschichtsschreibung: Verloren zwischen “Piltdown-Menschen” und Völkerwanderung

>>Stadt Fürstenfeldbruck<<

“Nach dem Abzug der Römer um 450 n. Chr. waren im Amperland vermutlich nur noch wenige Menschen ansässig. Im Zuge der Völkerwanderung entstand der neue Volksstamm der Bajuwaren aus germanischen Söldnern, Alamannen, Langobarden, romanisierten Kelten und aus den in der Region verbliebenen Römern.”

Geschichtsrevisionismus mit der immer gleichen Völkerwanderungsthese

Gerade in der gegenwärtigen Epoche wird die Völkerwanderung vielfach maßlos überzeichnet. Zugleich sich Muster in der Geschichtserzählweise wiederholen, was sich nicht nur an den Bajuwaren zeigt.

Steile Thesen mit umstrittener Beweislage

>>Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung<<

“Die Vorfahren der heutigen Sorben/Wenden, ursprünglich slawische Stämme nordöstlich der Karpaten, kamen vor rund 1500 Jahren in das Gebiet zwischen Ostsee und Erzgebirge.”

Wenn Historiker voneinander abschreiben

Die vereinfachte Darstellung der Geschichte gestaltet sich in etwa wie folgt: Die Bajuwaren sowie die Sorben/Wenden sind in ein nahezu unbesiedeltes Gebiet eingewandert, das genau in diesem besagten Zeitraum von Dritten erobert werden sollte. Dieses Muster lässt sich ebenfalls beim Volk der Ungarn beobachten. Die Eroberer jener Zeit konnten Krieg führen wo sie wollten, immer waren kurz zuvor ganze Ethnien in die betreffenden Regionen eingewandert, die zudem häufig hartnäckigen Widerstand leisteten. Auf diese Weise lässt sich die damalige Ostexpansion beschönigen, weil die eroberten Völker selbst angeblich nur kurz vorher eingewandert waren. Die Beweislage stützt sich nicht einmal auf einen “Piltdown-Menschen“, sondern lediglich auf Historiker, die voneinander abschreiben. Dennoch gibt es manchmal auch ein wenig Bewegung in dieser Thematik.

“Nur das größte Rätsel ist nach wie vor ungeklärt” – “Wo kommt dieses Volk her?”

>>Süddeutsche Zeitung<<

“Im Grunde genommen weiß man heute alles über die Bayern, sie sind ethnologisch durchleuchtet bis in die hintersten Winkel ihrer Lederhosen. Nur das größte Rätsel ist nach wie vor ungeklärt. Wo kommt dieses Volk her? An dieser Frage beißt sich die Geschichtswissenschaft seit Jahrhunderten die Zähne aus, noch dazu, als zwischen dem Abzug der Römer aus Südbayern (anno 488) und der ersten Erwähnung der Bajuwaren (551) eine Art dunkles Loch klafft, in dem kaum etwas zu erkennen ist. Immerhin sind in schöner Regelmäßigkeit Lösungen präsentiert worden, die zum Teil heute noch populär sind und in den Medien eifrig publiziert werden.”

“Immerhin sind in schöner Regelmäßigkeit Lösungen präsentiert worden”

Die Geschichtsschreibung der Römer ist – gelinde gesagt – mit äußerster Vorsicht zu genießen, zumal viel Wissen über die Jahrtausende verloren ging. Eine naheliegende und einfache Erklärung könnte sein, dass die Bajuwaren – respektive die Bayern – nirgendwo herkamen, sondern schon immer in dieser Region ansässig waren. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen keltischen Stamm, ähnlich den Helvetiern in der benachbarten Schweiz. Anhand der besonderen Merkmale gibt es daran wohl keinen Zweifel.

“Vergällen all die Nicht-Bayern den echten Bayern das Oktoberfest?”

>>Keine Kinder sind auch keine Lösung von Nina Katrin Straßner (Buch) <<

“Vergällen all die Nicht-Bayern den echten Bayern das Oktoberfest? Weil die schunkelnden Rheinländerinnen ein kostengünstiges Dirndl nicht wegen des bayerischen Nationalstolzes anziehen, sondern weil vielleicht Brüste in keinem anderen Kleidungsstück schöner aussehen, selbst wenn man wie ich keine hat? Ist ein Hamburger Männerhintern, der in einer Lederhose fraglos mehr Sexappeal hat als in einer mintgrünen Röhrenjeans, tatsächlich geeignet, einem eingefleischten Bajuwaren den Spaß zu versauen?”

“Ist ein Hamburger Männerhintern, der in einer Lederhose fraglos mehr Sexappeal hat als in einer mintgrünen Röhrenjeans”

Besonders der “Dialekt” in Oberbayern weist kaum noch Ähnlichkeiten mit Standarddeutsch auf und könnte ohne Weiteres als eigenständige Sprache eingestuft werden, vergleichbar mit Friesisch oder Niederländisch. Der verkrampfte Geschichtsrevisionismus, der sich um das Thema der Bajuwaren rankt, könnte ebenfalls darauf zurückzuführen sein, dass Bayern in regelmäßigen Abständen laut über einen möglichen Bayxit nachdenkt.