Eine Rede, die ich gerne gehalten hätte…

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Ich bin am Montag nicht auf der Demo in Berlin, weil meine Mutter am Dienstag beerdigt wird.

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Von Bauer Willi

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Deshalb auf diesem Weg eine Rede, die ich gerne gehalten hätte:

Hallo Leute,

wenn ihr glaubt, dass ich heute über die Steuererhöhung beim Agrardiesel oder die KFZ-Steuer reden werde, habt ihr euch geirrt. Ich möchte heute etwas zur Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland sagen, weil unser Sohn im nächsten Jahr den Betrieb übernehmen wird.

Ob das richtig ist? Im Moment weiß ich nicht so recht, ob ich ihm nicht abraten soll aber er möchte es unbedingt. Er ist klug, er ist fleißig und er hat Ideen. Diese Eigenschaften muss er wohl von seiner Mutter haben 😊  und mit solchen Eigenschaften kann man ein Unternehmen führen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und genau daran hapert es derzeit. Deshalb wende ich mich jetzt an diejenigen, die diese Rahmenbedingungen für die Zukunft unseres Betriebsnachfolger schaffen können.

Lieber Herr Özdemir, ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll. Wenn Sie wirklich nichts von den Plänen zur Belastung der Landwirte gewusst haben, sollten Sie Ihren Hut nehmen. Was wir brauchen, sind Persönlichkeiten, die für unsere Sache brennen und das tun Sie nicht. Sie haben kurz nach Ihrer Ernennung zum Minischter gesagt, dass Sie der Anwalt aller Landwirte sind. Ich betone: aller Landwirte, nicht nur der Bio-Bauern. Sie haben gesagt, dass auf Ihrem Schreibtisch zwei Bibeln liegen: der Koalitionsvertrag und das Papier der Zukunftskommission. Mittlerweile sind über 2 Jahre ins Land gegangen. Das sind über 730 Tage, das sind über 17520 Stunden.

Was ist bisher herausgekommen: Eine Tierhaltungskennzeichnung, die statt 4 Merkmale wie bei QS nun 5 Merkmale hat. Mehr nicht. Wir Landwirte finden, dass das eine schwache Leistung ist die gerade mal die Note „Mangelhaft“ verdient. Auch sonst geben Sie ein fast schon armseliges Bild ab. Ein Video über Warnwesten für Hühner ist einfach peinlich und wenn Ihre Pressestelle am Tag der Honigbiene schreibt, dass diese den Weizen und den Mais bestäubt, zeigt das nur, welche Laien in Ihrem Ministerium etwas zu sagen haben. Ich könnte die Liste fortsetzen.

Lieber Herr Lindner, Sie sind für uns Landwirte die allergrößte Enttäuschung. Viele von uns haben Ihre Partei gewählt. Sie tragen die Verantwortung für die Finanzen und haben zugestimmt, dass 250.000 Landwirte/Landwirtinnen bei einer Bevölkerung von 84 Millionen die Last von einer Milliarde Euro tragen sollen. Das begründen Sie mit „schädlichen Subventionen“. Jetzt, wo der Protest langsam lauter wird, rudern Sie zurück und können sich vorstellen, die Pläne wieder zu korrigieren. Herr Lindner, Sie haben das Rückgrat eines Gartenschlauches. Sie und Ihre Partei sind nun endgültig – und nicht nur für Landwirte – unwählbar geworden. Nehmen Sie sich bitte selbst beim Wort: “Lieber nicht regieren als falsch regieren”. Beenden Sie diese unsägliche Koalition.

Lieber Herr Scholz, ich möchte Ihr Verhalten kopieren. Ich möchte nichts sagen. Außer, dass Sie mich nie enttäuscht haben. Sie können es einfach nicht und bei unfähigen Personen habe ich nur eines: Mitleid. Tun Sie sich und uns allen einen Gefallen: Beenden Sie dieses unwürdige Spiel, dass die Reputation der einst so erfolgreichen Bundesrepublik Deutschland immer mehr in den Dreck zieht. Deutschland hat etwas besseres verdient als diese Regierung.

Wo ist eigentlich unser Bundespräsident? Mir fällt gerade der Namen nicht ein. In einer solchen Regierungskrise wären ein paar neutrale Worte von ihm ja nicht verkehrt, oder?

Doch nun zur Zukunft und den Perspektiven für unsere jungen Leute: lasst euch nicht unterkriegen, schlimmer als jetzt kann es nicht mehr kommen. Wenn man eine Schraube anzieht, kommt nach ganz fest ganz los oder ab. Und soweit sind wir jetzt. In den kommenden Wochen und Monaten dürfen wir nicht nachlassen, die Dinge zum Besseren zu wenden. Mittlerweile werden Neuwahlen von breiten Teilen der Bevölkerung gewünscht, weil sich auch hier immer mehr Perspektivlosigkeit breit macht. Wir werden uns mit dem Mittelstand zusammentun. Die Spediteure haben auch „den Kaffee auf“ und stehen in den Startlöchern. Der Ampel-Spuk hat bald ein Ende.

Noch ein paar Worte an die CDU: Auch ihr enttäuscht mich sehr. Klar ist es Aufgabe der Opposition, die Regierung zu kritisieren. Was ich aber erwarte sind Konzepte, wie ihr es besser machen wollt. Die erkenne ich nicht. Was ich auch nicht erkenne, ist eine Persönlichkeit, die von breiten Teilen der Bevölkerung anerkannt wird. Ich bringe mal ein Beispiel: einen Pistorius der CDU, der gerade heraus ist, für seine Sache kämpft und auch unbequeme Wahrheiten sagt. Ja, die Bevölkerung kann die Wahrheit vertragen! Sie ist zu lange belogen worden. Und damit ihr es gleich wisst: ich darf ja frei wählen und das werde ich demnächst auch tun. Frei wählen und das wird dann nicht mehr die CDU oder die FDP sein, denen ich 50 Jahre lang meine Stimme gegeben habe. Aber keine Angst, die AfD wird es auch nicht sein. Ich bin konservativ, liberal und christlich eingestellt und da passt das Profil der AfD nun wirklich nicht hinein.

Habe ich noch jemand vergessen? Ja, den Bauernverband. Herr Rukwied, Herr Krüsken, es wurde nun wirklich auch mal Zeit, dass Sie aus dem Quark kommen. Für die nächsten Tage und Wochen nehmen Sie sich bitte ein Beispiel an Herrn Weselsky. Ja, der Mann nervt. Aber er ist erfolgreich. Er ist nicht angepasst und kuschelt mit niemand. Das erwarten die Bäuerinnen und Bauern jetzt auch von ihnen. Sie sind ja beide körperlich groß, zeigen Sie auch in anderer Beziehung Größe. Und Durchsetzungsvermögen.