Krankenhausprivatisierung & Ärztemangel: Warum die fiktive „Schwester Agnes“ heutzutage viel zu tun hätte

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Die fiktive „Schwester Agnes“ kam stets auf zwei Rädern daher. Der sozialkritische DDR-Fernsehfilm hat den imaginären Alltag einer engagierte Gemeindeschwester porträtiert: Ihr „Markenzeichen“ war ein gelbes Moped – respektive Schwalbe – gewesen. Dabei gehören Mediziner auf Motorrädernwie in England – zum alltäglichen Straßenbild dazu. Auch ansonsten hätte bei Krankenhausprivatisierung und Ärztemangel in der Lausitz die fiktive „Schwester Agnes“ heutzutage viel zu tun.

„DDR-Fernsehfilm über eine engagierte Gemeindeschwester“

>>Neiße Filmfestival<<

„Ein durchaus sozialkritischer und zudem einst sehr beliebter DDR-Fernsehfilm über eine engagierte Gemeindeschwester, die in dem kleinen Dorf Krummbach in der Oberlausitz arbeitet. Mit ihrer gutmütigen, bisweilen aber auch dominanten wie einmischenden Art macht sie sich allerdings dort nicht nur Freunde.“

Was würde „Schwester Agnes“ heute tun?

Das fiktive Dorf „Krummbach“ war in Wirklichkeit der Ort Waltersdorf gewesen. Heutzutage hat „Schwester Agnes“ gewissermaßen Kultstatus erreicht und kann immer noch hohe Beliebtheitswerte erreichen. Eine vergleichbare sozialkritische Fernsehproduktion wäre aber heutzutage kaum vorstellbar, obwohl es an Themen kein Mangel herrschen dürfte. Der Ärztemangel in der Region ist praktisch überall mit dem Händen zu greifen.

Lausitz: Ärztemangel in der Region ist praktisch mit dem Händen zu greifen

>>Niederlausitz aktuell<<

„Landkreis fördert weitere Medizinstudenten mit drei Stipendien – Als Gegenleistung dafür müssen sie sich verpflichten, nach erfolgreichem Abschluss des Studiums für mindestens vier Jahre eine ärztliche Tätigkeit im Landkreis Dahme-Spreewald auszuüben. … zugleich dem Ärztemangel in der Region mittelfristig entgegenzuwirken … „

Lausitz: „Ärztemangel in der Region“

Allerdings eine „ärztliche Tätigkeit“ auszuüben: Das kann sehr vieles bedeuten. Nicht jeder Mediziner – respektive Arzt – muss zwangsläufig mit Patienten arbeiten. Viele Ärzte arbeiten in der Forschung und manche üben sogar die Tätigkeit als Rechtsanwältin aus. Zumal es keine Garantie geben kann: Ob die per Stipendien geförderten Ärzte nach Ablauf der vier Jahre in der Region wirklich bleiben? Außerdem sehen die Rahmenbedingungen für Mediziner alles andere als Vorteilhaft aus: Schlechte Vergütung von kassenärztlichen Behandlungen und eine Gesundheitsreform jagt die Nächste, wo am Ende alles immer nur viel Schlechter wird. Hinzukommt: Öffentliche Krankenhäuser gehen in private Hände über.

Klinikum Niederlausitz: „Private Eigentümer hätten Interesse, Profit zu machen“

>>Neues Deutschland<<

„Private Eigentümer hätten Interesse, Profit zu machen – und das geschehe bei Krankenhäusern in der Regel durch die Ausgliederung von Servicediensten und durch Personalabbau, erklärt der Politiker. »Ich bin der Meinung, Gewinne und Markt haben im Gesundheitswesen nichts zu suchen«, betont er. … Krankenhäuser sind Teil der Daseinsvorsorge.“

„Krankenhäuser sind Teil der Daseinsvorsorge“

Trotz Protest schreitet die Privatisierung von Krankenhäusern – wie das Klinikum Niederlausitzvoran. Somit scheint die sogenannte „Bekämpfung des Ärztemangels“ überflüssig zu sein. Für die fiktive „Schwester Agnes“ gebe es also viel zu tun.