Piratenpartei sieht Szenariorahmen für den Netzentwicklungsplan als gefährliche Fehlentwicklung
Die Bundesnetzagentur hat den Entwurf des Szenariorahmens zum „Netzentwicklungsplan Strom 2037 mit Ausblick 2045“ zur öffentlichen Konsultation gestellt. Dieser Szenariorahmen soll in der endgültigen Version als Planungsbasis für den weiteren Ausbau des Übertragungsnetzes in Deutschland dienen und hat damit Auswirkungen bis weit in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts. Im Rahmen der öffentlichen Konsultation hat die Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland eine Stellungnahme eingereicht .
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Von Guido Körber
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Der Szenariorahmen betrachtet drei verschiedene Szenarien mit etwas unterschiedlichen Entwicklungen beim Energiemix. Keines der Szenarien erreicht 100% Nachhaltigkeit der Stromversorgung bis 2045, und alle benötigen umfangreiche Importe von Wasserstoff.
Die AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland sieht den vorliegenden Entwurf des Szenariorahmens als sehr bedenklich an. Der Schwerpunkt der Szenarien liegt darauf, Strukturen zu schaffen, mit denen über möglichst große Entfernungen Strom transportiert und gehandelt werden kann. Nachhaltigkeit, Kosten und Versorgungssicherheit werden der Maximierung der Handelsoptionen untergeordnet. Dabei wird im Grunde angenommen, dass es physikalisch und wirtschaftlich sinnvoll oder möglich wäre, Strom quer durch ganz Europa zu verschieben.
Guido Körber, Themenbeauftragter Energiepolitik der Piratenpartei, kritisiert, dass der aktuelle Szenariorahmen Verbraucherinteressen nur unzureichend repräsentiert:
„Der Szenariorahmen wurde von den Übertragungsnetzbetreibern entworfen, und wenig überraschend ist deren Fazit, dass wir mehr Übertragungsnetze brauchen – sehr viel mehr. Das mag dem Geschäftsmodell der Übertragungsnetzbetreiber entsprechen, aber das wird für die deutschen Stromkunden enorm teuer. Es geht auf Kosten der Versorgungssicherheit und birgt Risiken bezüglich der rechtzeitigen Umsetzung der Energiewende. Dezentrale Systeme, konsequenter Ausbau von Speichern und Wechsel zu nachhaltigen Quellen sind in diesen Szenarien untergeordnet. Wird dieser Plan so umgesetzt, dann ist der Blackout vorprogrammiert.“
Die eingeplanten erneuerbaren Strommengen in den Szenarien bleiben dabei noch hinter den ohnehin nicht sehr ambitionierten Zielen der Bundesregierung zurück. An vielen Stellen sind die Zahlen unglaubwürdig, offensichtlich falsch oder fehlen.
Versorgungssicherheit soll darüber erreicht werden, dass Stom aus Nachbarländern kommt, oder mittels importiertem Wasserstoff erzeugt wird. Körber warnt:
„Aktuelle Erfahrungen mit der Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland sollten eine klare Sprache sprechen. Es gibt keine technischen oder wirtschaftlichen Gründe dafür, die Energieversorgung nicht zu 100% nachhaltig und lokal umzusetzen. Der vorgestellte Szenariorahmen darf so nicht verwendet werden, wenn wir unsere Stromversorgung nicht gefährden und unnötig verteuern wollen.“