Im Zangengriff: Wenn das Bürokratie-Wolf-System zuschlägt
Als der Wolf Anfang der 2000er Jahre in der Lausitz kam, wurde verheißungsvoll davon gesprochen, dass er jede Menge Touristen anlocken würde. Tatsächlich waren die Ängste und Bedenken der Gäste viel größer. Die viel beworbenen Wolfswanderungen, fristen eher ein kümmerliches Schattensein, auch wenn der staatliche Rundfunk es zuweilen versucht anders darzustellen. Was hingegen stetig gewachsen ist: Die staatliche Bürokratie rund um den Wolf.
Die Vermehrung von Bürokratie und Wölfen
Verlässliche Zahlen sind dazu keine zu finden oder bisweilen unter Verschluss. Mit stetig steigenden Wolfszahlen nehmen auch die Schäden dieser Tiere kontinuierlich zu und mit ihr wächst auch die dazugehörige Bürokratie. Es dürfte gleichzeitig das einzigste „Job-Wunder“ sein, was die Wölfe bisher bewirkt haben. Für Tierhalter stellt diese Bürokratie – neben den Wolf – das eigentliche Problem da. Und diese nimmt sogar durch andere Faktoren immer weiter zu.
„Abschuss und Vergrämung von Problemwölfen werden in Sachsen rechtssicher geregelt. So kann ein Tier, das zweimal Schutzzäune überwindet und Schafe oder Ziegen reißt, entnommen werden.“
Im Gegensatz zum ersten Satz, ist der Umgang mit Wölfen keineswegs rechtssicher geregelt. Vielmehr ist die besagte Regelung: Eine Steilvorlage für jeden Winkeladvokaten und spitzfindigen Beamten: „Ein Tier (Wolf, Anmerkung der Redaktion), das zweimal Schutzzäune überwindet und Schafe oder Ziegen reißt entnommen werden.“ Folglich: Es muss erstmal bewiesen werden, dass es tatsächlich derselbe Wolf ist und selbst dann, ist es immer noch eine „Kann-Regel“ . Fazit: Die ganze Regelung dürfte wohl das exakte Gegenteil von Rechtssicherheit darstellen.
Lebensferne Gesetze und Auslegungen machen es Tierhaltern schwer
In der Praxis geht es ohnehin meist um Entschädigungen oder Schadenregulierungen von Wolfsrissen. Die amtlichen Stellen zeigten sich in der Vergangenheit voller Elan, wenn es darum geht, zu vertuschen und zu dementieren. So ungefähr: Das ausgewachsene Rind könnten auch Füchse gerissen haben oder Weidezaun war an einer Stelle zwei Zentimeter zu niedrig oder, oder . … .
Geringe Entschädigungen und viel staatliche Bürokratie
Selbst wenn irgendwann tatsächlich ein Wolfsriss mal Aktenkundig ist, dauerte es in der Regel viele Monate bis Zahlungen erfolgen und die gezahlten Summen sind ohnehin sehr gering. Die Sorgen und Nöte der amtlichen Stellen gelten ausschließlich den Wolf: Die Menschen in der Lausitz, müssen da schon mal hinten anstehen.
„Vor wenigen Tagen hatte ein Mann aus Niedersachsen behauptet, von einem Wolf angegriffen worden zu sein. Doch nun stellt sich heraus: Für den Wolfsbiss in Steinfeld nahe Bremen haben Wissenschaftler keine Belege gefunden. Eine DNA-Analyse im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums habe keinen entsprechenden Nachweis erbracht, teilte eine Sprecherin mit. Untersucht wurden sieben Proben von Tierhaaren, der Pullover des Angegriffenen und ein Hammer, mit dem der Betroffene den mutmaßlichen Wolf abgewehrt hatte. Auf dem Hammer fanden Experten keine Wolfsspuren. Zwei vor Ort genommene Haarproben stammen von Rehen. Weitere Spuren an der Kleidung stammten von Katzen und einem Hund.“
Nach der Beschreibung soll es sehr wohl um einen Wolf gehandelt haben und in der Nähe wurden auch andere Tiere gesichtet. Welches Tier letztlich zugebissen hat? Auf die Beantwortung dieser Frage, scheint niemand ein sonderliches Interesse zu haben.
Mensch wird gebissen – Aufklärung unerwünscht
Gleichzeitig zeigt dieser Vorfall die ganze Krux, an dem Bürokratie-Wolf-System: Eine Behörde stellt also zweifelsfrei fest, es sei kein Wolf gewesen und somit ist der Fall abgeschlossen. Unabhängige Untersuchungen kosten Unmengen an Geld und werden grundsätzlich von amtlichen Stellen genauso angezweifelt, wie Zeugenaussagen. Hinzu kommt, einige vermeintlich Wölfe sind in Wirklichkeit: Mehr Hund als Wolf. Das würde auch den Vorfall mit den DNA-Ergebnis schlüssig erklären.
Verwilderte Haushunde unter Artenschutz?
Allerdings verwilderte Haushunde unter Artenschutz zu stellen: Das würde ganz schlechte Presse geben. Deswegen den Fall ganz schnell im geheimen Staatsarchiv verschwinden lassen. Im Ergebnis, wird sowieso von amtlichen Stellen rund um den Wolf eine Art Religion betrieben. Die Tiere sind auf der ganzen Eurasischen Nordhalbkugel verbreitet, es dürften in Summe mehrere Tausend Tiere sein, exakte Zahlen kennt dazu niemand – nicht einmal für Lausitz. Weshalb die Art überhaupt unter Schutz steht: Das kann niemand glaubhaft erklären. Aber irgendwie scheint es auch gar nicht nötig zu sein.