Werwölfe & Wölfe: „In der Lausitz lebt – Ranken sich seit jeher abenteuerliche Mythen und Märchen“
Werwolf – Bei Vollmond sollen sich einige Menschen in eine Bestie verwandeln: Um dann in einem Blutrausch viele Gräueltaten zu begehen. So oder ähnlich lauten viele Legenden, die vielfach in Büchern und Filmen verarbeitet wurden. Aber wie bei vielen Legenden: Beinhaltet sie auch einen wahren Kern. Denn tatsächlich wurden sogenannte – Werwölfe gerichtlich überführt – und viele dieser Urteile sind noch heute Rechtskräftig: An Werwölfen zu glauben, entspricht also gewissermaßen der modernen Staatsräson.
Was hinter Werwölfen tatsächlich steckt
Die Vorstellung eines Mischwesens – zwischen Wolf und Mensch – hat schon immer die menschliche Phantasie beflügelt. Schon vorgeschichtliche Höhlenzeichnungen belegen die „Anwesenheiten“ einer solchen Gestalt. Sogar das „literarische Denkmal“ des Gilgamesch-Epos aus der griechischen Antike kommt ohne Werwolf nicht aus – auch wenn das Mischwesen einen anderen Namen trägt. Jedoch die NS-Diktatur war von Wölfen regelrecht besessen: Nicht nur das zahlreiche wichtige Einrichtungen nach „Wölfen“ – wie die Wolfsschanze oder Wolfsschlucht – benannt wurden, sondern Hitlers Vorname leitet sich direkt vom Wolf ab. Der Name „Adolf“ bedeutet in etwa „edler Wolf“ . Sogar das letzte militärische Aufgebot des NS-Staats war der Wehrverband „Wehrwolf“ . Überspitzt formuliert: Könnte man schon sagen, Adolf Hitler war vom Wolf besessen gewesen – also im übertragenen Sinn ein „echter“ Werwolf.
Warum Adolf Hitler von Wolf regelrecht besessen war
Noch heute nimmt unter Naturschützern der Wolf eine kaum rational zu rechtfertigende Sonderrolle ein. Trotz des großen Verbreitungsgebietes – von Atlantik bis zum Pazifik – und vermutliche Tausenden von Einzeltieren steht der Wolf unter strengen Artenschutz. Für kaum eine andere Tierart wird so ein großer finanzieller Aufwand – an Forschungsarbeit, öffentlichen Vorträgen und Informationsmaterialien – betrieben. Mit vernünftigen Menschenverstand lässt sich so ein Verhalten wohl kaum noch erklären: Die Legende von Werwolf besessen zu sein, drängt sich hierbei regelrecht auf. Doch die „echten“ Werwolflegenden stammen vielmehr aus der Vergangenheit.
„Kriegszeiten waren damals immer auch Wolfszeiten“
„Aber Kriegszeiten waren damals immer auch Wolfszeiten, das galt im Hundertjährigen ebenso wie später im Dreißigjährigen Krieg. Wo Siedlungen verödeten und Leichen als Futter dienten, vermehrten sich Wölfe. Mitte des 15. Jahrhunderts kamen sie sogar bis nach Paris und sollen dort auch Menschen angegriffen haben.“
Wölfe in Paris: „Sollen dort auch Menschen angegriffen haben“
Der Dreißigjährigen Krieg stellt sicherlich das einschneidende Erlebnis in der Geschichte da, welches bis in die Gegenwart nachhallt. Ganze Landstriche waren entvölkert und für die umherziehenden Wölfe bot sich so eine reichhaltig gedeckte Tafel an. Auch ganz ohne „Werwolf“ sind genügend Gruselgeschichten überliefert. Aber genau diese Begebenheiten bilden das Fundament für zahlreiche Sagen und Legenden ab.
„Um den Wolf – Der seit Jahren wieder in der Lausitz lebt“
„Um den Wolf, der seit Jahren wieder in der Lausitz lebt, ranken sich seit jeher abenteuerliche Mythen und Märchen. Als Isegrim belebt er die Fabel, als böser Wolf frisst er das Rotkäppchen und dann gibt es Menschen, die sich nachts in einen Werwolf verwandelt.“
„Nachts in einen Werwolf verwandelt“
Im Gegensatz zum reinen Märchen „Rotkäppchen“ sind die Werwölfe echt – zumindest wenn man amtlichen Gerichtsdokumenten glauben schenkt. In der frühen Neuzeit kam die Anschuldigung ein sogenannter „Werwolf“ zu sein, einem Todesurteil gleich.
Gerichtsprozesse: „Als Werwolf beschuldigt zu werden“
„Im Mittelalter war es mitunter lebensgefährlich, als Werwolf beschuldigt zu werden. Während der Zeit der Hexenprozesse wurden Männer angeklagt und hingerichtet, die angeblich Werwölfe waren. Der Bauer Peter Stump wurde 1589 in Bedburg in der Nähe von Köln enthauptet und gerädert, weil er angeblich in Gestalt eines Werwolfs 13 Kinder umgebracht hatte. Die angeblichen Gräueltaten des Mannes wurden weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt, sogar in England und Dänemark wurden sie beschrieben. Zwischen 1420 und 1720 fanden europaweit mindestens 25 Werwolf-Prozesse statt.“
„Zwischen 1420 und 1720 fanden europaweit mindestens 25 Werwolf-Prozesse statt“
Die Werwolfprozesse waren – wie die Hexenprozesse – ein Kind ihrer Zeit. Peter Stump hat zwar „Gestanden“ und wurde dafür hingerichtet: Allerdings sind trotzdem erhebliche Zweifel angebracht. Um Geständnisse herbei zu führen, wurde in der Vergangenheit auf primitive Folter zurückgegriffen. Schon alleine die Ankündigung gefoltert zu werden, bringt Menschen dazu, beinahe alles denkbare – und auch undenkbare – zu „Gestehen“ .
Unter Folter gestanden ein Werwolf zu sein
Offiziell nannte es sich auch nicht „Folter“ – sondern „Peinliche Befragung“ . Noch heute besitzen zahlreiche dieser „Werwolfprozesse“ Rechtskraft. Für die Rehabilitierung von offensichtlichen Justizopfern hatten es die Gerichte noch nie allzu eilig gehabt: Demzufolge gehört der Glaube an Werwölfen, noch immer zur Staatsräson.