Inflation: Weshalb Unternehmen ihre Schwierigkeiten bei Kostenvoranschlägen haben

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Die Inflation wird häufig nur in Form einer allgemeinen Preissteigerung wahrgenommen. Aber es kommt noch eine andere Komponente hinzu: Vertrauen. Es mag – oberflächlich betrachtet – banal beinahe naiv klingen. Dabei baut jede wirtschaftliche Handlung auf dem Grundsatz “Treu und Glauben” auf, was sich auch im Bürgerlichen Gesetzbuch widerspiegelt.

Unkalkulierbare Inflation – Was vom Rechtsgrundsatz “Treu und Glauben” übrig bleibt?

Viele Unternehmer haben genau mit diesem Problem zu kämpfen: Indem sie wegen der beinahe unkalkulierbaren Inflation keine Kostenvoranschläge mehr berechnen können.

Wenn die Inflation aus dem Ruder läuft

>>Experto.de<<

“Ein potenzieller Kunde bittet Sie um ein schriftliches Angebot. Seinem Wunsch kommen Sie doch gerne nach – doch Vorsicht: Ohne Befristung sollten Sie Ihr Angebot nicht verschicken!”

Kostenvoranschlag: “Ohne Befristung sollten Sie Ihr Angebot nicht verschicken!”

>>Handwerk.com<<

“Muster-Formulierungen: So vereinbaren Sie mit Kunden Materialpreissteigerungen – Die Preise für Baustoffe explodieren, Handwerker müssen die Kosten an die Kunden weitergeben. Mit diesen Mustern vereinbaren Sie Preissteigerungen mit Kunden.”

“Mit diesen Mustern vereinbaren Sie Preissteigerungen mit Kunden”

An solchen oder vergleichbaren Ratschlägen dürfte bestimmt kein Mangel im Internet herrschen. Im Allgemeinen ist in der Problematik richtiger Sprengstoff verborgen. Schließlich baut jede größere Investition oder größere Kauf auf einen Kostenvoranschlag auf. Im Prinzip sind weite Teile jeglicher wirtschaftlicher Tätigkeit darauf angewiesen. Da aber niemand wirklich die zukünftigen Preissteigerungen kalkulieren kann, daher kann mitunter jeder Kostenvoranschlag zu herben Verlusten oder sogar Insolvenz führen. Schlussendlich kann in dieser Situation keine der beiden Parteien gewinnen und mit “Treu und Glauben” ist ebenfalls nicht weit her. Doch kamen in der Vergangenheit vergleichbare Situationen vor? Nikolaus Kopernikus hat dazu bereits ein paar denkwürdige Zeilen verfasst.

“Niedergang ganzer Reiche, Monarchien wie Republiken, herbeiführen”

>>Nikolaus Kopernikus<<

“Unter den zahlreichen Plagen, die den Niedergang ganzer Reiche, Monarchien wie Republiken, herbeiführen, sind nach meiner Meinung vier die wichtigsten: Zwietracht, Seuchen, Mißwuchs (Mißernten) und Münzverschlechterung.”

“Zwietracht, Seuchen, Mißwuchs (Mißernten) und Münzverschlechterung”

Kopernikus kann gewissermaßen als Zeitzeuge der Zeitenwende betrachtet werden und mit “Münzverschlechterung” ist sicherlich im weitesten Sinne die Inflation gemeint. Besonders bei der Münzverschlechterung holte er weit aus.

“Münzverschlechterung” – “Käufer und Verkäufer mannigfaltig betrogen werden”

>>1517 – Weltgeschichte eines Jahres von Heinz Schilling (Buch) <<

“Um dieser Plage zu entkommen, sei es unabdingbar, dass die Münze, die er als «gezeichnet Gold oder Silber» definiert, also mit dem Zeichen des Münzherrn versehenen Prägung, stets «ein Maß oder festen und beständigen stand» habe, wie es auch für die Elle, den Scheffel oder die Gewichte gelte. «Denn wo das nicht gehalten, folgt zwangsläufig, daß die Ordnung eines gemeinen Nutzens zerstört, auch die Käufer und Verkäufer mannigfaltig betrogen werden.» Entscheidend für eine gut funktionierende Münzordnung sei einerseits, dass die Münze das «Gewicht allewege bei sich hat und auch die Lauterkeit des Silbers oder Goldes» und dass dies von der Prägung garantiert werde. Andererseits sei «der Unterschied zwischen Wert und Achtung/Schätzung (nämlich durch die handelnden Menschen)» wichtig: «Denn eine Münze mag größer geachtet werden, als es der Materie, aus der sie besteht (also ihrem Edelmetallgehalt), entspricht.» Umgekehrt könne eine Münze in «Verachtung» kommen, weil in ihr «zu viel Silber vermünzt ist, so daß von den Leuten das Rohsilber mehr als üblich begehrt wird»

“Denn eine Münze mag größer geachtet werden, als es der Materie, aus der sie besteht”

Seine Ausführungen gehen noch eine ganze Weile so weiter. Aber es wird klar: Die Inflation ist kein banales Thema, sondern sie kann eine Reihe von weiteren Ereignissen in Gang setzen. Am Ende wird eine Entwicklung angestoßen, die niemand wirklich mehr kontrollieren kann. Auch das Weströmische Reich hatte – in der Endphase – ebenfalls mit Inflation und wirtschaftlichen Niedergang zu kämpfen.

Westrom: “Der Staat reagierte – wie oft in der Geschichte – auf finanzielle Lücken mit Zwangsmaßnahmen”

>>Rechtsgeschichte von Susanne Hähnchen (Buch) <<

“Für den Zerfall und Untergang des Westreiches sind verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht worden. Eine monokausale Betrachtungsweise dürfte nicht angemessen sein. Mitursächlich war sicherlich die Überforderung der vorhandenen wirtschaftlichen Kräfte durch den wachsenden Militär- und Beamtenapparat, zumal es keine ins Gewicht fallende Fortentwicklung der Produktionstechnik gab. Der Staat reagierte – wie oft in der Geschichte – auf finanzielle Lücken mit Zwangsmaßnahmen, konnte den Niedergang aber nicht aufhalten, da er keine neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten schuf, sondern die bestehenden sogar eher einengte. Die ökonomische Entwicklung des Dominats ist gekennzeichnet durch Währungsverfall und Rückkehr zur Naturalwirtschaft. Beispielsweise der oströmische Kaiser Diokletian versuchte, dem Niedergang durch eine Reform der Besteuerung (z.T. in Naturalien!) und durch die Festsetzung von Höchstpreisen (das Höchstpreisedikt ist sehr aufschlussreich für das damalige Preisniveau) entgegenzuwirken, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. “

“Überforderung der vorhandenen wirtschaftlichen Kräfte durch den wachsenden Militär- und Beamtenapparat”

Das Höchstpreisedikt wurde formal niemals aufgehoben. Zumindest die ökonomische Zustandsbeschreibung des antiken Westreiches ließe sich problemlos auf die Gegenwart übertragen. Auch wenn die Rückkehr zur Naturalwirtschaft eher unwahrscheinlich erscheint: Dennoch sind Absetzbewegungen durchaus erkennbar.

“Marktkapitalisierung der Kryptowährungen stieg”

>>BeInCrypto<<

“Die Marktkapitalisierung der Kryptowährungen stieg im letzten Quartal um 39%, wie Daten von der Krypto-Exchange EXMO belegen. … Der Krypto-Markt hat mittlerweile eine nicht mehr zu ignorierende Marktkapitalisierung angehäuft.”

“Krypto-Markt hat mittlerweile eine nicht mehr zu ignorierende Marktkapitalisierung angehäuft”

Über die Jahre oder Jahrzehnte betrachtet hat das Handelsvolumen von Kryptowährungen eine beachtliche Größenordnung erreicht. Es sind also Absetzbewegungen erkennbar. Die Schwäche von nationalen Währungen stellen gleichzeitig die Stärke von privaten Kryptowährungen dar. Zumal die Letzteren sich als Krisen- und Inflationsfest erwiesen haben.