Indien: Polizei „empfiehlt“ Christen, Treffen zu streichen
Bundesstaat Karnataka prüft eigenes Anti-Bekehrungs-Gesetz
Die Polizei im indischen Bundesstaat Karnataka hat laut einem Bericht des Nachrichtenportals „The News Minute“ (TNM) Kirchenleitern geraten, vorerst keine Versammlungen mehr abzuhalten. Man könne den Gemeinden keinen Schutz vor militanten hindunationalistischen Gruppen garantieren. In Karnataka gab es in den letzten Wochen mehrere Übergriffe von Hindu-Extremisten auf christliche Gebetstreffen.
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Von Open Doors
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„Kommunale Harmonie“ durch Gottesdienste gefährdet?
„Einige Pastoren wurden angerufen und aufgefordert, keine Gebetstreffen abzuhalten, da sie von nationalistischen Gruppen angegriffen werden könnten und die Polizei nicht in der Lage sei, sie zu schützen“, so Pastor Thomas Johnson gegenüber TNM. „Es war kein Verbot, weil sie nichts Schriftliches gegeben haben, aber sie sagen, dass es um die Aufrechterhaltung der kommunalen Harmonie geht“, berichtete er und fügte hinzu, dass sich die Empfehlung hauptsächlich auf Versammlungen in gemieteten Hallen oder Privathäusern und nicht in offiziellen Kirchengebäuden beziehe. Laut Informationen von TNM wurden mehr als 25 Pastoren im Distrikt Belagavi angewiesen, sich bis zum 24. Dezember nicht zu treffen.
Diese Anweisungen und „Ratschläge“ kommen zu einem für die Christen sehr schmerzhaften Zeitpunkt: „Je näher Weihnachten rückt, desto mehr möchten sich die Kirchen in Indien treffen, aber infolgedessen nimmt auch die Zahl der Angriffe zu“, sagte ein örtlicher Christ gegenüber Open Doors.
Angriffe auf Gebetstreffen
Anfang November störten Mitglieder einer rechtsgerichteten Hindugruppe, Sri Ram Sene, ein Gebetstreffen in Belagavi und schlossen die Beter ein, bis die Polizei sie befreite. Die Angreifer beschuldigten den Pastor, arme Hindus zum christlichen Glauben zu locken.
Am 29. November drangen Anhänger der hindunationalistischen Gruppe Bajrang Dal in ein Gebetstreffen in Belur ein und beschuldigte die Anwesenden, Hindus gewaltsam zu bekehren. Ein Video des Vorfalls von einem privaten Twitter-Nutzer zeigt, wie Frauen die Angreifer konfrontieren. Die Polizei musste eingreifen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Anlass zur Sorge liefert den Christen auch eine von der Regierung Karnatakas angekündigte Erhebung, die Informationen über christliche Aktivitäten, Kirchenführer, Gebetsstätten und christliche Organisationen sammeln soll.
Neues Anti-Bekehrungs-Gesetz in Vorbereitung
Wenn in diesen Wochen das Parlament von Karnataka in Belagavi zu seiner Wintersitzung zusammenkommt, wird erwartet, dass auch über die Einführung eines Anti-Bekehrungs-Gesetzes beraten wird. Der Ministerpräsident von Karnataka, Basavaraj Bommai, hat deutlich gemacht, dass er ein solches Gesetz unterstützt und es bald in Kraft treten lassen will. Karnataka wäre der zehnte indische Bundesstaat mit einem solchen Gesetz. Hindu-nationalistische Gruppen nutzen die Gesetze immer wieder als Vorwand, um Christen anzugreifen.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht Indien an 10. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.