Abgehängte Lausitz: Wie ICE-Verbindungen den ländlichen Raum benachteiligen

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Die Verödung des ländlichen Raumes: „Die Gestaltung und Entwicklung der Ortskerne obliegt den Städten und Gemeinden als Teil der kommunalen Selbstverwaltung.“ So lautet eine verkürzte Aussage der Bundesregierung auf eine Anfrage der Partei Bündnis 90 der Grünen zu der Thematik. Wer die Antwort genauer ließt – oder andere zum selben Thema – könnte zur Auffassung geraten, es handelt sich – nach Ansicht der Bundesregierung – dabei um unausweichliches Naturphänomen – ähnlich wie ein Vulkanausbruch.

Kein Naturphänomen – Verödung des ländlichen Raums

Kernaussage: Die Eigenverantwortung des Bundes wird systematisch heruntergespielt und alle Probleme auf die Städte und Gemeinden abgewälzt. Doch besonders beim Schienenverkehr zeigt sich, dass die Bundesregierung systematisch den ländlichen Raum vernachlässigt.

„Leerstand in ihren Ladenstraßen“

>>Lausitzer Rundschau<<

„Die Städte in der Lausitz kämpfen gegen den Leerstand in ihren Ladenstraßen. Immer mehr Händler geben angesichts der Konkurrenz mit Online-Anbietern und Billig-Ketten auf. Wo Inhaber aus Altergründen ihre Geschäfte schließen, steht oft kein Nachfolger bereit.“

„Fast 46 Prozent der Hausärzte in der Lausitz haben diese Altersgrenze bereits überschritten“

>>Potsdamer Neuste Nachrichten<<

„Bei den Hausärzten ist ebenfalls Oberspreewald-Lausitz der Kreis mit dem höchsten Anteil an Medizinern über 60. Fast 46 Prozent der Hausärzte in der Lausitz haben diese Altersgrenze bereits überschritten, in Potsdam sind es 23 Prozent. Der Landesschnitt liegt bei 30 Prozent.“

„Mit dem höchsten Anteil an Medizinern über 60“

Ärztemangel und leerstehende Ladenstraßen: Die Verödung des ländlichen Raumes schreitet voran. Neben der steigenden allgemeinen Bürokratie, erreichen auch Steuer-, Gebühren-, und Abgabenlasten immer neue Höhen. Viele Berufe, haben durch externe politische Weichenstellungen, viel von ihrer Attraktivität verloren. Aber das deutlichste Symbol der Verödung des ländlichen Raumes: Das dürfte wohl der ICE sein.

ICE-Verbindungen: „Für die Region fast nutzlos“

>>Zeit<<

„Während Stuttgart 21 den Regionalverkehr erheblich beschleunigt, ist Nürnberg–Erfurt für die Region fast nutzlos. Fakten wie diese sind außerhalb der Expertendiskurse unbekannt. … Die bayerisch-ostdeutsche Verkehrslobby hat auch dank der Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Peter Ramsauer eine kritische Bestandsaufnahme und einen Prioritätenwechsel verhindert.“

ICE-Verbindungen: „Kritische Bestandsaufnahme und einen Prioritätenwechsel verhindert“

>>Sächsische.de<

„Sachsens Regierungschef strebt aber an, dass der Schnellzug nicht nur bis Görlitz verkehrt, sondern weiter nach Wroclaw oder Krakau. Die Idee für einen ICE nach Görlitz ist nicht ganz neu. Der Görlitzer Landrat Bernd Lange setzte sich vor Jahren bereits mit dem damaligen Zgorzelecer Landrat für ein solches Angebot ein. Seine Initiative blieb aber erfolglos.“

Abgehängte Lausitz – Schnellzug von Berlin nach Breslau

ICE Strecken verbinden praktisch ausschließlich große Städte miteinander. Auf diese Weise erhalten die Metropolen eine künstlich Aufwertung, während gleichzeitig der ländliche Raum abgehängt wird. Zudem sind diese Schnellfahrstrecken ein sehr teures Unterfangen, im Vergleich zu konventionellen Bahnstrecken. Die hohen Geschwindigkeiten erfordern ein viel höheres Maß an Genauigkeit und Sicherheit der Strecken. Bahnüberquerungen erfolgen ausschließlich als teure Tunnel- oder Brückenkonstruktion. Kurven sind sehr langgezogen und der Stromverbrauch für einen ICE in voller Fahrt, ist alles andere als Effizient. Teilweise können diese Züge um die 350 Stundenkilometer fahren. Damit bewegen sie sich in einen ähnlichen Geschwindigkeitsbereichen fort – wie Flugzeuge – doch die Fliegen in rund 10 Kilometern Höhe, wo der Luftwiderstand Aufgrund der dünnen Atmosphäre viel geringer ist.

ICE: Trotz Fördermilliarden für die Strecke ist das Flugzeug billiger

Ein schönes Negativ-Beispiel stellt hierzu die ICE-Strecke Berlin – München da. Überspitzt: Eine komplette Schneise wurde quer durch die Republik geschlagen, damit die Einwohner zwischen den beiden Metropolen schneller mit den Zug fahren können. Trotz der massiven staatlichen Subventionierung, ist das Flugzeug trotzdem schneller und häufig sogar billiger. Die Anwohner der Bahnlinie, dürfen diese Strecke zwar über ihre Steuern mitbezahlen und sich über den Lärm beklagen, aber effektiv ziehen sie kaum einen Nutzen daraus. Nur mit den Neubau dieser Strecke ist es noch lange nicht getan. Nach den feierlichen Eröffnungsmaßnahmen, fallen in regelmäßigen Abständen für die Schnellfahrstrecken Milliardenbeträge als Sanierungskosten an. In dieser Rechnung, sind die Kosten für den Erhalt der Kunstbauten für die Überführungen, nicht mal enthalten.

ICE-Strecken: Milliardenbeträge für Sanierungsmaßnahmen

Einer kritischen wirtschaftlichen Betrachtungen, würden die meisten ICE-Strecken wohl kaum Standhalten. Aber der ICE stellt in erster Linie ein politisches Verkehrsmittel da. Entsprechend rar fallen kritische Betrachtungen darauf aus. Etwas vergleichbares zeichnet sich bereits jetzt für die politisch geförderte Verbindung zwischen Berlin über Görlitz nach Breslau, respektive Wrocław ab. Wie bei vielen Verbindungen, stellt sich auch hier die Frage: Wird der Zug überhaupt noch in Görlitz halten oder einfach durchfahren? Schnellfahrstrecken machen halt nur Sinn, wenn der Zug an möglichst wenig Bahnhöfen hält. Das jetzige Schnellbahnsystem ist dafür der beste Beweis. Große Metropolen haben gute Anschlussmöglichkeiten und der ländliche Raum wird systematisch Abgehängt. Die angedachte Verbindung zwischen Berlin über Görlitz nach Breslau, respektive Wrocław würde ebenso darauf hinauslaufen, dass die Lausitz komplett abgehängt wird. Bestenfalls würde der Zug noch einige male in Görlitz und Cottbus – wohl mehr zur Wahrung des politischen Scheins – halten.

Schnellbahnsystem: Wenn kein Zug in der Lausitz hält

Ein anderes Negativ-Beispiel für den Regionalverkehr stellt die Herrnhuter Bahn da. Die Bahnstrecke verbindet eben nicht nur die Städte Löbau und Zittau miteinander, sondern schließt eine ganze Region an das Bahnnetz an, deshalb lautet auch der halb-offizielle Name – zum besseren Verständnis – einfach nur Herrnhuter Bahn. Denn im Zentrum der Strecke befindet sich die weltberühmte Stadt Herrnhut. Während also bei ICE-Trassen offensichtlich nach den Muster verfahren wird: Geld spielt keinerlei Rolle, scheitern Regionalbahnen hingegen bereits an kleinlichen Beträgen.

Milliarden für Schnellzüge und Regionalbahnen scheitern bereits an kleinlichen Beträgen

Eine schlechte Anbindung an den Bahnverkehr, stellt natürlich einer wesentlichen Grund für die Verödung des ländlichen Raumes da. Ärztemangel und leerstehende Geschäfte sind letztlich nur die offensichtlichsten Folgen daraus.